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derduftvonbuechernundkaffee

Posted on 18.4.2025

Inhalt: Als sich die Tür hinter Adriana schließt, weiß sie, dass die kommenden Monate ein Kampf ums Überleben sein werden. Ihr einziger Halt: ein Notizbuch, in dem sie ihre Gedanken in Gedichtform festhält. Doch noch bevor sie sich in der neuen Umgebung orientieren kann, wird ihr das Buch abgenommen. Adriana wurde von einer Freundin betrogen und für eine Tat verurteilt, die sie nicht begangen hat. Nun muss sie sich in einer Jugendstrafanstalt zurechtfinden – einer Welt mit eigenen Regeln, strengen Hierarchien und täglichen Machtkämpfen. Als sie ihr Notizbuch schließlich zurückbekommt, verliert sie es erneut – diesmal in der Bibliothek. Jon, ein Mitinsasse, der als gefährlich gilt, findet es. Er beginnt, ihre Einträge zu kommentieren, und stellt das Buch zurück. Nach und nach entspinnt sich ein stiller Austausch, der beiden Jugendlichen hilft, ihre Gefühle zu verarbeiten und in einer gnadenlosen Umgebung ein Stück Halt zu finden. Meinung: Neal Shusterman gehört neben Jay Kristoff zu meinen Lieblingsautoren, daher war für mich klar, dass ich „Break to You“ lesen musste. Gemeinsam mit Debra Young und Michelle Knowlden erzählt er eine berührende Geschichte. Erzählt wird diese abwechselnd aus zwei Perspektiven: zum einen der von Adriana zum anderen der von Jon. Besonders eindrücklich gelingt den AutorInnen die Darstellung des Gefängnisalltags. Adriana muss lernen, sich in einem Alltag, geprägt von brutalen strittigen Hierarchien und blutigen Rivalitäten, zurechtzufinden. Die Beziehungen zwischen den Insassinnen sind von dem ständigen Versuch geprägt, keine Schwäche zu zeigen. Doch nicht nur die Mitinsassinnen sind eine Herausforderung – auch die MitarbeiterInnen der Anstalt sind nicht immer wohlwollend. Der Psychologe nutzt seine Position, um Jugendliche zu manipulieren, und Jon setzt gezielt Gerüchte ein, um seinen Status zu sichern. Das Buch sensibilisiert für die Realität in Jugendstrafanstalten – eine Welt voller Isolation und Ausweglosigkeit, die von der Gesellschaft oft vergessen wird. Besonders eindringlich sind die Schicksale der Jugendlichen: Da ist das Mädchen, dessen Eltern sie eines Tages einfach nicht mehr abgeholt haben und das nur deshalb noch hinter Gittern sitzt, weil niemand weiß, wohin mit ihr. Oder die junge Mutter, die ihr Kind liebt, aber kaum in der Lage wäre, es außerhalb der Anstaltsmauern großzuziehen. Trotz der Härte des Alltags gibt es Hoffnung – in Form von kleinen Gesten, von Vertrauen, das langsam wächst, und von der Kraft der Worte. Die Bibliothek wird zu einem Zufluchtsort, Büchern kommt eine besondere Bedeutung zu. Ohne moralischen Zeigefinger, aber mit feinem Gespür für Zwischentöne, zeigen die AutorInnen, wie diese Jugendlichen, die oft in ihrem Leben bereits schwere Zeiten durchgemacht haben, sich dennoch ein Stück Selbstbestimmung bewahren. Die Handlung beginnt ruhig und konzentriert sich zunächst auf den Gefängnisalltag, die Dynamiken unter den Insassen und die Herausforderungen, denen Jon und Adriana gegenüberstehen. Erst nach und nach nimmt die Geschichte an Fahrt auf, bis sie im letzten Viertel eine mitreißende Wendung erfährt. Was das Ende betrifft, so wird es sicherlich polarisieren. Einerseits bleiben einige Fragen unbeantwortet, was die Geschichte offener und realistischer erscheinen lässt. Andererseits gibt es eine Art von Abschluss, der nicht zwangsläufig als klassisches Happy End zu bezeichnen ist, aber dennoch einen hoffnungsvollen Ton trifft. Das Buch zeigt eindrücklich, dass es im Leben selten einfache Lösungen gibt – manches bleibt ungewiss, manches ungerecht, und nicht jede Geschichte endet mit einem klaren Schlussstrich. Gerade diese Unvollkommenheit macht den Roman so authentisch und nachdenklich stimmend. Fazit: „Break to You“ erzählt eine Geschichte, die zwischen Härte und Hoffnung balanciert. Die ruhige Erzählweise lässt die Leser tief in den Gefängnisalltag eintauchen, bevor die Handlung sich zuspitzt und in einem dramatischen Höhepunkt endet. Das offene Ende mag nicht für jeden befriedigend sein, doch gerade seine Unvollkommenheit macht es so lebensnah. Das Buch zeigt, dass es nicht immer klare Abschlüsse gibt – aber selbst in schwierigen Situationen kann es Lichtblicke geben. Eine eindrucksvolle, nachdenklich stimmende Lektüre, die noch lange nachhallt.

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