
wandanoir
Kurzmeinung: Nils Westerboer erfindet Welten, die man sich bislang nicht vorstellen konnte. Eine kindliche Perspektive lockert trockenere Teile auf. Rezensionstitel: Endlich wieder ein guter Autor am SF-Himmel Als der Weltraum die Erde überfällt - was immer dies bedeuten mag – flieht die Elite, nämlich diejenigen, die zuvor vor den ärgsten, selbstverschuldeten Unbilden der Natur in Biomen Zuflucht gefunden hatten, in Raumschiffen in den Weltraum. Nur weg von hier! Mithilfe einer neuen „Kammertechnik“ schlafen die Raumfahrer bis sie nach xtausend Jahren an ihrem Bestimmungsort ankommen, Perm. Perm ist der etwas andere Planet. Der Kommentar und das Leseerlebnis: Perm erweist sich als seltsamer Planet. Eine fremde neue Welt. Hat der Planet zwei Sonnen? Jedenfalls sind Tag und Nacht ungleich verteilt. Was ist die Windleite - der Mond? Die Lebewesen auf Perm sind blind und zum Teil unsichtbar. Sind sie bedrohlich? Wenn sie eine Bedrohung darstellen, wie ohne Zweifel die sogenannte Anomalie, dann ist auch der Mensch eine Bedrohung des Planeten Perm. Auf der einen Seite kämpfen also die Menschen und damit die Menschheit um das Überleben und auf der anderen Seite müsste man bedenken, dass auch die Lebewesen auf Perm ein Recht auf Leben haben. In zwei Handlungssträngen bringt der Autor diesen Aspekt vor des Lesers Auge. Wer wann ist oder war, bleibt oft vage. Denn es gibt- nicht immer einleuchtende - Zeitparadoxien. Die Phantasie des Autors eine fremde neue Welt zu kreieren, scheint unermesslich. Freilich ist es meine Auffassungsgabe nicht und hin und wieder verliert mich der Autor in seinen nicht unkomplizierten Beschreibungen, um mich dann wieder einzufangen mit der Wissenschaftlerin Mildred, die sich buchstäblich aufreibt in dem Ansinnen, die Interessen beider Planeten unter einen Hut zu bringen, wobei sie in der Wahl ihrer Mittel moralische Skrupel über den Haufen wirft. Ganz genauso wie ihr Gegenspieler Noah Ryser. Ist der Wechsel einer kindlichen Perspektive des einen Handlungsstrangs mit einem „wissenschaftlichen“ Teil eines zweiten Handlungsstrangs gelungen? Beide Erzählebenen haben durchaus ihren Reiz, doch ist mir die kindliche Perspektive manchmal doch zu naiv, mit Häschen als Schoßtier und einem sprechenden Werkzeug als Lehrer. Doch dürften gerade diese Elemente die Lesbarkeit des Romans garantieren. Fazit: Der Autor ist sprachlich fit und kommt mit unerwarteten Wendungen um die Ecke, er gestaltet seine Welt aus und spart nicht mit Einzelheiten, es ist faszinierend auf seiner Welt. Spannungsbogen kann er auch. Freilich muss der Leser sich manchen Zusammenhang selber zusammenreimen. Man kann es auch positiv sehen, die Deutungshoheit bleibt beim Leser. Verlag: Klett-Cotta, 2025 Kategorie. SF/Dystopie