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wandanoir

Posted on 14.4.2025

Kurzmeinung: Ein tolles Geschenk für Hundeliebhaber und -Besitzer. Ja, manchmal sogar, ein notwendiges Geschenk. Titel: Ein Hund ist keine Handtasche und kein Lakai, den man anschreit! Einen Hund hat man nicht genauso wie man eine Handtasche hat. Denn ein Hund ist ein Lebewesen, das der Zuwendung bedarf und der Führung, ein Lebewesen, das unsere Zeit beansprucht. Einen Hund kann man nicht in den Schrank stellen, wenn gerade kein Bedarf für ihn ist. Verantwortungsbewusste Menschen haben über den Erwerb eines Hundes/Tieres nachgedacht, sich über seine Bedürfnisse im Vorfeld informiert und überlegt, ob ein Hund in den Haushalt passt oder zur jeweiligen Lebensführung. Und auch ob man sich das Tier überhaupt leisten kann. Denn des Menschen bester Freund kann Folgekosten verursachen; dabei ist vor allem an Tierarztkosten zu denken. Dies alles vorausgesetzt, informiert der „Hundeführer“ von Inga Böhm-Reithmeier auf unterhaltsame Art darüber, was man mit ein wenig Konsequenz alles erreichen kann beziehungsweise könnte. Denn es liegt an uns selbst, was aus unserem Hund wird. Denn Konsequenz- wie im Titel von Inga Böhm-Reitmeiers Sachbuch verbaut –sollte der Hundebesitzer in erster Linie von sich selbst fordern, sonst kommt es zu Missverständnissen zwischen Hund und Halter. Und Herrchen/Frauchen ist frustriert. Und der Hund bekommt es ab. Die meisten Menschen sind mit sich und dem Tier herrlich inkonsequent (beoachte ich). Das Hundi darf heute dies, aber morgen dasselbe nicht mehr. Und dann doch wieder. Man ist launisch. Auch ist Mensch häufig uneindeutig: für die Einforderung ein und desselben Verhaltens hat er unterschiedliche Kommandos drauf. Auch sich widersprechende Anweisungen werden oft an Hund gebracht. Oder mehrere Abweisungen auf einmal. Folge: Hund hört nicht mehr. Denn er versteht ja sowie so nur Bahnhof. Der Kommentar und das Leseerlebnis: Da ich mich schon sehr häufig über das Verhalten von Hundehaltern wunderte, war ich neugierig auf das Buch. Es ist auch für Nicht-Hundehalter interessant! Logisch aufgebaut, gut gegliedert und leicht zu lesen und zu verstehen. Inklusive einiger Aha-Erlebnisse. Die einzelnen Kapitel werden durch Beispiele aus der Praxis der Hundeausbilderin veranschaulicht, viele Bilder lockern auf und sind einfach nur schön. Man wundert sich, warum viele Hunde so unerzogen wirken, wenn es doch so leicht erscheint, sie zu gefälligem Verhalten zu ermutigen. Freilich, dafür muss man sich in das Tier einfühlen und erkennen, dass ein Hund kein Mensch ist und kein Deutsch versteht! Und der Motivation bedarf. „Ach, mein Hund versteht mich schon“, bekomme ich häufig zu hören, wenn ich das Thema, man könnte mal ein Hundeerziehungsbuch lesen, anschneide. Aber das stimmt nicht, ein Hund schließt aus dem Verhalten seines Menschen zwar eine Menge, aber klare Anweisungen würden dem Tier mehr nützen als dass es auf das Erraten der Halter-Wünsche angewiesen ist. Und je launischer das Herrchen oder Frauchen ist, desto schwieriger ist das Erraten. Ungeführte Hunde haben Stress und werden zappelig. (Nicht übertriebenes) Training gehört unbedingt zum Hundhaben dazu. Und wildes Herumschreien hilft schon bei der Kindererziehung nicht. Hunde sind keine Handtaschen, aber auch keine Lakaien oder Soldaten, die man herumkommandiert. Schreit man seinen Hund an, ist das Vertrauensverhältnis Mensch-Hund beschädigt. Besonders leicht eingängig ist die Zehnpunkte-Skala. Wie wichtig ist mir dies oder das, was mein Hund tut, oder nicht tut? Je nach dem, sollte man sich anstrengen, dieses Ziel auch zu erreichen. Es ist tatsächlich nicht der Hund, der sich anstrengen muss. Ein anderer Punkt, über den ich lachen musste, ist die Unflexibilität des Menschen: Denn wenn die gewählte Methode, etwas zu erreichen, nichts gebracht hat, warum nicht mal etwas anders ausprobieren? Ergo, es liegt an dir. Du hast den Hund, den du dir verdient (gemacht) hast. Das sagt nicht die Autorin, sie ist immer sehr höflich! Die Rezensentin sagt es. So begeistert ich über das Prinzip bin, vorhersehbar für den Hund zu sein, klar in den Anweisungen und konsequent in seinem eigenen Verhalten zu sein (also dabei zu bleiben und Durchhaltevermögen an den Tag zu legen), so bleibt für mich ein Manko festzustellen: Die Autorin entscheidet sich ausdrücklich dafür, dass sie keine Tipps zur Leinenführung geben will, denn dazu gäbe es hinreichend viel Literatur, diese Entscheidung missbillige ich. Denn Leinenführigkeit ist das A und das O jeden Spaziergangs mit Hund,– und nach meiner Beobachtung haben mindestens 50 Prozent aller Hundehalter sich noch nie die Mühe gemacht, ein entsprechendes Fachbuch dazu zu lesen oder ihrem Hund gewisse Grundregeln anders beizubringen als armes Hundi äußerst willkürlich am Halsband von A nach B zu zerren. Das kleine Einmaleins in Hundekunde hätte deshalb im Sinne des Hundes unbedingt dazu gehört! Ich lasse alle Bewertungsterne am Himmel, weil mich der Rest begeistert, aber ich bin darüber enttäuscht. Fazit: Ein sehr eingängiges Sachbuch, das auf unterhaltsame Weise klarmacht, dass das Verhalten deines Hundes deine Führungsqualitäten widerspiegelt! Positiv ausgedrückt, dein Engagement ist gefragt! Dein Hund verdient es, dass du mit ihm ausgehst und nicht mit deinem Smartphone. Dazu gibt „Die Magie der Konsequenz“ eine Menge Anregungen. Und Spaß macht die Umsetzung bestimmt auch. Dein Hund wird dir für deine Zuwendung dankbar sein. Und deine hundelosen Mitmenschen auch! Kategorie: Sachbuch: Hundeführung Verlag: Kosmos, 2025

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