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mabuerele

Posted on 12.4.2025

„...Finck sackte nach hinten weg. Sein Blick wanderte zu den dunkelblauen Himmel, der Richtung Westen in sattes Rot überging. Morgen würde es wieder heiß werden. Doch er würde das nicht mehr erleben. So war das also. So war das Ende...“ Mit diesen Zeilen endet der Prolog des Buches. Die Autorin hat einen spannenden Politthriller geschrieben. Der Schriftstil und die kurzen Kapitel sorgen für den hohen Spannungsbogen. Die Geschichte verknüpft die Altlasten der Vergangenheit mit hochbrisanten Themen unserer Zeit. Der Fall Finck landet bei Kriminalkommissarin Amal el Ahmar, die gerade befördert worden ist, und ihren Kollegen Schmitt. Der Polizeichef selbst hatte Amal an den Tatort geschickt. Ich mag ihre ironischen Kommentare. „...Alles doch nicht so schlimm in Dresden mit dem Fremdenhass, wenn schon eine langnasige Schwarzäugige mit olivfarbener Haut sich durch die geschlossenen Reihen der rechten Demonstranten wagen konnte, lautete die klare Botschaft...“ Schmitt ist von dem Temperamentsbündel anfangs nicht begeistert. Amal fällt es schwer, ihren Mund zu halten, wenn sie spürt, dass etwas schief läuft. Auch Schmitt kann Ironie bestens: „...Er hatte seine Zweifel. Feuer bekämpfte man nicht, indem man Holz nachlegte...“ Finck sollte nicht der einzige Tote bleiben. An der Elbe wird ein kleiner schwarzer Junge angespült. Und in seiner Wohnung wird Heinz Krumnitz tot aufgefunden. Auffallend ist, dass Kriminalhauptkommissar Strömer die Ermittlungen mehr behindert als fördert. Er hat seine eigenen Vorstellungen, was in den drei Fällen passiert ist – und nur die lässt er gelten. Auch Amal und Schmitt müssen sich erst zusammenraufen. Schmitt bringt es auf den Punkt: „...Wenn du es dir nur angewöhnen könntest, deinen messerscharfen Verstand etwas leiser zu benutzen. Deine Impulsivität steht deiner Brillanz im Wege...“ Die Suche nach Verwandten des toten Jungen bringt ein hochaktuelles Thema in die Geschichte. Die Zahlen sind erschreckend. „...Sie konnte die Zahl nicht fassen. 18292 Kinder waren bis heute laut der Recherche Lost in Europe aus den Kolonnen von Flüchtlingen verlustig gegangen, wie es verharmlosend im Amtsdeutsch hieß...“ Amal und Schmitt gehen eigene Wege. Sie stoßen dabei auf Zusammenhänge, die sie nie für möglich gehalten hätten. Alte Seilschaften haben sich lukrative Geschäftsmodelle erschlossen. Für die Ermittler wird es gefährlich, je weiter sie in das Geflecht vom Macht, Geldgier und Korruption eindringen. Am Ende scheint der Fall gelöst, doch es bleiben offene Fragen und eine unverhohlene Drohung. Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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