
mabuerele
„...Es gibt zwei Arten, in der Welt zu versagen. Die eine ist durch Aktivität, die andere durch Passivität. Beide stiften Unheil, doch wird dem Menschen das Erste bisweilen mehr angerechnet als das Zweite...“ Es gibt viele Stellen in Buch, die diese Aussage belegen, auch wenn die Geschichte hauptsächlich von Menschen handelt, sie sich aktiv in der Revolution des Jahres 1848 beteiligt haben. Die Autorin hat einen gut recherchierten und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die Zeitverhältnisse auf den Punkt. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen. Das ist zum einen die Schriftstellerin Louise Otto, die aus einem gutbürgerlichen Haus stammt und schon nach dem Tod des Vaters eigene Entscheidungen über ihr Vermögen fällt. „...In den übrigen deutschen Fürstentümern ist die Rechtslage anders, doch in unserem Sachsen hat eine Frau nun das Recht, ohne männliche Vormundschaft über ihr Vermögen und ihr Leben zu entscheiden...“ Zum anderen ist es Susanne, die nach dem Tode des Vaters mit ihrer Mutter bei einem Lehrer untergekommen war. Später arbeitet sie als 15jährige in einer Tuchfabrik in Oederan. Die beiden begegnen sich im Jahre 1845 das erste Mal. Susanne setzt sich für Doris ein, die in der Fabrik verletzt wurde und keinerlei Recht auf ärztliche Hilfe hat. Louise hilft Doris und schreibt gleichzeitig ein Buch über die Zustände in der Fabrik. Die Umstände sorgen dafür, dass diese Veröffentlichung Susanne und ihrer Mutter den Job kostet. Erst im Jahre 1848 wendet sich Susanne an Louise um Hilfe. „...Meine Mutter hustet sich in einem feuchten Dreckloch zu Tode, weil wir uns nichts anders leisten können, seit der Faktor uns beide ohne Zeugnis rausgeworfen hat. Aber ihr Roman ist erschienen...“ Louise verspricht ihr eine Stelle. Ab dem Moment wird Susanne in die Geschehnisse um die Revolution 1948 mit einbezogen. Sehr schnell wird deutlich, dass es völlig unterschiedliche Interessen gibt. Während Louise von einer deutschen Republik träumt oder zumindest einen geeinten Reich, denkt Susanne an Verbesserungen für die Arbeiterinnen. Doch es gibt ein weiteres Problem. Das zeigt sich im Gespräch von Louise mit Robert Blum. „...Mir wird derzeit immer häufiger gesagt, die Lösung für das Arbeiterelend sei, den Frauen das Arbeiten zu verbieten, und solche Gesetzesvorlagen seien es, die wir einbringen müsse...“ Mit anderen Worten: Die neuen Freiheiten sollen nur für den männlichen Teil der Bevölkerung gelten, obwohl es viele Frauen sind, die während der Revolution ihr Leben riskieren. Die Geschehnisse der Zeit werden gut wiedergegeben seien es die Aufstände in Berlin, Wien oder Baden. Deutlich wird auch, warum es zum Scheitern kam. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es beleuchtet die Revolution aus der Sicht der Frauen.