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marcello

Posted on 11.4.2025

Auch wenn ich die erste Buchreihe von Julia Hausburg, die „Dark Elite“-Reihe, optisch durchaus wahrgenommen habe, so ist der Name mir doch völlig durchgegangen ist, weswegen ich bei „Fighting Through Deep Waters“ zunächst dachte, es wäre möglicherweise ein Debüt oder zumindest ein Durchbruch beim größeren Verlag. Unabhängig davon stürzen wir uns mal in die Lesebewertung. Zunächst möchte ich einen Aspekt herausheben, der mir sehr gefallen hat und das ist das ganze Setting, die intensive Auseinandersetzung mit meeresbiologischen Themen und überhaupt diese Idee, die für mich auch ein gewisses Wagnis bedeutet, denn das Geschehen ist so sehr an das Schiff gebunden, was eher so einen Lagerkoller-Effekt haben kann. Aber es ist frisch, das habe ich so noch nirgendwo sonst gelesen, von daher klasse Idee. Ich finde auch grundsätzlich, dass das Konzept aufgegangen ist. Ich werde zwar gleich auf einige stilistische Aspekte eingehen, die mich nicht überzeugt haben, aber nichts davon lag am Setting oder an der Grundidee. Hausburg hat in der Dankesrede auch angedeutet, dass sie selbst eine gewisse Zeit Meeresbiologin werden wollte. Das merkt man, denn es steckt viel Leidenschaft drin, es sind Details da und ich habe viel gelernt. Ich fand auch, dass die Mischung aus Liebesgeschichte und eher so wissenschaftlichen Einschüben absolut richtig war. Es war keinesfalls zu viel und es war dann in den Szenen auch nicht zu intensiv, als dass sie mich verloren hätte. Zudem hat sich das ganze Setting für einige höchst spannende Entwicklungen nutzen lassen. Da kam richtig Spannung und Mitfiebern auf. Auch wenn unterm Strich Henriette schon arg viel passiert ist, aber als Kritikpunkt sehe ich das keinesfalls. Machen wir hier also einen positiven Rahmen drum. Dennoch gab es leider auch einige Aspekte, die mich „Fighting Through Deep Waters“ sehr zwiespältig sehen lassen. Ich würde auch alles auf der stilistischen Ebene verorten wollen, weil die Figuren an sich überzeugend angelegt sind. Henriette und Lukas sowieso, aber neben ihnen auch Kai, Abi, Emily und so viele andere. Die Paare der nächsten beiden Bände sind fast kaum von Bedeutung, was ich hier auch noch positiv nennen will, weil so die Konzentration auf einen kleineren Kreis bleibt und da einiges aufgearbeitet werden kann. Aber dennoch war immer ein Fuß auf dem Bremspedal. Ich habe zwischendurch auf regelrechte Explosionen gewartet, aber es kam kaum etwas. Das fängt schon bei den Kapiteln an, die als Rückblende dienen. Die haben mir echt gar nichts gegeben. Mit Henriettes Gedanken angesichts der ersten Begegnung nach all der Zeit wussten wir unheimlich viel und durch Lukas‘ Ergänzung gibt es auch keine Geheimnisse. Dementsprechend lagen alle Karten auf dem Tisch und die Szenen aus der Vergangenheit haben grundsätzlich alles ausgebremst, weil wir nichts Neues herausgefunden haben. Es werden auch verschiedene Jahre dargestellt und alleine von der Erzählweise ist nicht zu bemerken, dass sich das Alter verändert hat. All das hat für mich auch die Chemie zwischen Henriette und Lukas eingebremst, weil es zu brav wirkt und weil er sich gerade am Anfang auch nicht gerade galant verhält. Auch wenn es sicherlich Gefühle zwischen den beiden gibt, aber sie kamen aus den Seiten mir nur zäh entgegen. Ich finde zwar, dass sie auch sehr gute Momente haben, aber da merkt man vor allem, dass sie auf der langjährigen Freundschaft fußen. Das Romantische, der sexy Teil, der wird mal eben drauf gepustet und es kam nicht so gut rüber. Beide Figuren bringen auch ihr Päckchen mit. Das Päckchen jeweils hat mir gefallen und auch was beide daraus für sich resultiert haben, auch das passte. Aber es fühlte sich am Ende unvollständig an. Es geht weiter und in den anderen Bänden wird es offenbar auch parallele Entwicklungen geben, aber wie viel werden wir Henriette und Lukas tatsächlich noch erleben? Warum ihre Geschichte dann so unvollständig lassen? Lukas hat am Ende den Durchbruch geschafft, doch ein persönliches Gespräch steht aus. Und bei Henriette gab es zwar mit Annelie einen wichtigen Schritt, aber die gesamte Familie gehört für mich eigentlich dazu und das wirkte unfertig. Es mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Autorin einen Cliffhanger wollte, der wirklich alles mittendrin abbrechen lässt. Auch alles okay, man will ja Lust auf mehr machen, aber vorher hätten die Meilensteine bei Lukas und Henriette dennoch abgehakt werden können. Am Ende ging vielleicht die Lust/Zeit aus, ich weiß es nicht, aber sowohl individuell als auch die Paargeschichte und dann Aspekte des Studiums mit Wettbewerb etc., alles schweb nun im Raum. Fazit: Ich lobe Julia Hausburg zunächst gerne für das Wagnis mit dem Auslandssemester auf dem Schiff, weil es neu ist und weil es für mich auch funktioniert hat. Es war voller Abenteuer und auch lehrreich. Jedoch gab es klare erzählerische Schwächen, weswegen mir die Liebesgeschichte zu brav war. Am Ende wirkte auch alles überstürzt abgebrochen, sodass ich mit gemischten Gefühlen aus dem Leseerlebnis gehe.

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