
mabuerele
„...Mieszko war aufgeregt wie noch nie in seinem Leben. Bald würde er den Kaiser sehen, mit eigenen Augen. Bisher hatte er nur von ihm gehört...“ Wir befinden uns im Jahre 1000. Mieszko, Sohn von Herzog Bolesław, ist 10 Jahre alt, als der deutsche Kaiser Otto Polen besucht. Der Autor hat einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Der eine beginnt im Jahre 1000 in Gnesen, der zweite spielt im Jahre 1047 in Klotten an der Mosel. Er dient dazu, dass Richeza in ihren Erinnerungen die Zeit ab dem Jahre 1000 aufarbeitet. Der Besuch des Kaisers hängt mit dem Tode des einstigen Prager Bischofs Adalbert zusammen. Der Kaiser will an dessen Grab beten. Mieszko hat nur positive Erinnerungen an den Missionar. Adalbert hat ihm auch einst gesagt: „...Starke Persönlichkeiten, wie er (Anmerkung: Adalberts Vater) und dein Vater, kennen alle Kniffe der Macht, aber ihre Söhne kennen sie schlecht. Denke daran, wenn du selbst einmal einen Sohn haben wirst...“ Der Besuch birgt für Mieszko eine Überraschung. Er wird mit Richeza, der 6jährigen Nichte des Kaisers, verlobt. Kurze Zeit später kommt das Mädchen an den polnischen Hof. Sie wird von Mieszkos Mutter liebevoll empfangen und erweist sich als intelligent. Schnell lernt sie die polnische Sprache und fügt sich in die neuen Verhältnisse. Deutlich wird, dass sich zwar in Polen das Christentum etabliert hat, die alte Religion aber im Untergrund weiter schlummert. Der Herzog geht brutal gegen deren Vertreter vor. König Otto wird nicht alt. Das ändert auch für Polen eine Menge. Das Verhältnis zwischen Bolesław und dem neuen Kaiser ist gespalten und wird kritisch, als sich Bolesław ohne Wissen des Kaisers zum König krönen lässt. Im Jahre 1017 kommt es zum Krieg zwischen Polen und Kaiser Heinrich. Mieszkos jüngere Bruder Otto ist sehr reif für seine Zeit. „...Wie Wölfe streifen wir durch fremde Gegenden und bringen Not und Elend, weit weg von daheim. Wozu? Wie lange noch? Ich sehe Menschen sterben, Menschen, die mir nie zuvor begegnet sind...“ Nach dem Tode des Herzogs wird Mieszko zum König gekrönt, Richeza zur Königin. Sie ist damit die erste Königin Polens. Im Gegensatz zu ihrem Mann wird sie diesen Titel bis zu ihrem Tod behalten. Für Polen brechen turbulente Zeiten an. Machtgier und Verrat sorgen dafür, dass das Land nicht zur Ruhe kommt. Mieszko hat seiner Frau und den Kindern rechtzeitig die Flucht in ihre deutsche Heimat ermöglicht. Ein inhaltsreiches Nachwort trennt Realität und Fiktion. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet ein weitgehendst unbekanntes Stück polnisch-deutscher Geschichte auf.