
annamagareta
Eine Familie in den 1980er Jahren Zu seinem Roman „Bis die Sonne scheint“ hat sich der in Berlin lebende Autors Christian Schünemann durch seine eigene Familiengeschichte inspirieren lassen. Die Handlung beginnt 1983 in Norddeutschland in der Nähe von Bremen. Der 14-jährige Daniel Hormann freut sich auf seine bevorstehende Konfirmation und träumt von einem Samtsakko. Allerdings hat seine Mutter bereits die Feier ordentlich zusammengestrichen und ihm wird klar, dass seine Konfirmation deutlich kleiner ausfallen wird, als die seiner drei älteren Geschwister. Seine Eltern Marlene und Siegfried sind Pleite, haben sich verkalkuliert, das Haus müsste dringend renoviert werden und dennoch leben sie über ihre Verhältnisse, um den Schein zu wahren. Der Schreibstil von Christian Schünemann ist angenehm ruhig. Es gelingt ihm gut die Atmosphäre der 1980er Jahre einzufangen und ich fühlte mich direkt zeitlich zurückversetzt. Beim Lesen kamen bei mir viele Erinnerungen aus dieser Zeit hoch. Das Familienleben der Hormanns wird authentisch aus der Sicht von Daniel geschildert. Seinen Unmut über das Verhalten seiner Eltern konnte ich gut nachvollziehen. Ihnen ist es wichtig den Schein zu wahren, aber Daniel muss zurückstecken. Zwischendurch gibt es Kapitel aus der Vergangenheit anderer Familienmitglieder. Diese Rückblenden machen deutlich aus was für unterschiedlichen Familien Marlene und Siegfried kommen und wie sie zu den Menschen, die sie sind, geworden sind. In seinem Nachwort berichtet der Autor, dass er sich durch die Briefe seiner Mutter an seine Tante zu diesem Roman inspirieren ließ und seine Familiengeschichte als Grundlage diente. Das Buch ist wie eine Reise in die 1980er Jahre, an der ich gerne teilgenommen habe.