
mabuerele
„...Mir scheint, Sie sind ein bisschen durcheinander. Können Sie sicher daran erinnern, dass Sie letzte Nacht ein gesundes, bildhübsches kleines Mädchen zur Welt gebracht haben?...“ Mit der Frage des Mannes im weißen Kittel kann Christina nichts anfangen. Sie war nie schwanger. Sie hat kein Kind. Und was soll das sein, das man ihr in die Arme gelegt hat? Die Autorin hat einen bewegenden Kriminalroman geschrieben. Die Geschichte macht betroffen. Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen und die emotionale Tiefe. Christine verschwindet mit ihrem Kind aus dem Krankenhaus. Die Ärzte sehen die Gefahr und informieren die Polizei. Der Fall wird Kriminalkommissarin Hannah Adams übertragen. Die hadert noch mit ihrer Versetzung nach Ostfriesland. Außerdem kommt sie mit ihrem Assistenten nicht zurecht. Sie informiert die Staatsanwaltschaft. Ihr wird die junge Anwältin Leyla Zapatka zur Seite gestellt. In der Klinik werden sie erst einmal mit harten Fakten konfrontiert. „...Doch, das gibt es, und zwar gar nicht so selten! Alleine in Deutschland 1600 verdrängte Schwangerschaften und 300 unerwartete Geburten pro Jahr...“ Die Kinder werden von der Mutter abgelehnt. Sind sind damit in akuter Lebensgefahr. Es zählt jede Sekunde, weil die Kinder auch nicht versorgt werden. „...Wir nennen diese armen kleinen Wesen Niemandskinder, weil sie von ihren Eltern nicht gewollt werden. Ein harter Name für ein noch härteres Schicksal...“ Man kennt weder Name noch Adresse der Verschwundenen. Sie war auf Grund eines Fahrradunfalls eingeliefert worden, nicht wegen der Geburt. Den Ermittlern läuft die Zeit davon. Weitere Hilfe ist nicht zu erwarten, denn alle anderen Polizisten sind im Großeinsatz. Mehrere Erdkavernen sind kollabiert. Das betroffene Gebiet muss großräumig geräumt werden. In den Straßen staut sich der Verkehr. Die Autorin versteht es, die Probleme auf den Punkt zu bringen. Dabei spielen auch die persönlichen Befindlichkeiten von Hannah und Leyla eine Rolle. Es dauert, bis sich die beiden zusammenraufen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es thematisiert ein Geschehen, das meist unter dem Radar läuft und doch bittere Realität ist. Gleichzeitig wird in manch kleiner Szene deutlich, wie gern wir uns von unseren Vorurteilen leiten lassen.