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Verstörende Einflüsse Antje Rávik Strubels schlanker Roman erzählt von der Feuilletonchefin einer Berliner Zeitung, Hella Karl. Sie ist eine beeindruckende Frau, die sich aus einfachen Verhältnissen in diese Position hochgearbeitet hat und nun im Berliner Kulturbetrieb und in den Medien über großen Einfluss verfügt. Mit bloßen Nach-richten gibt sie sich nicht zufrieden, sie will gezielt beeinflussen und gestalten. Sehr selbstbewusst tritt sie auf, ebenso ehrgeizig wie erfolgreich. Mit scharfem Verstand und scharfer Zunge ist sie eher gefürchtet als beliebt, eine stolze Einzelgängerin. Schön ist sie noch immer, lebt in einem Haus in bester Lage an der Havel zusammen mit einem attraktiven Architekten, den sie liebt und begehrt. Hellas heile Welt gerät ins Wanken und in Auflösung, als ein sehr erfolgreicher Theaterintendant einen spektakulären Selbstmord begeht, kurz nachdem sie ihn in einem aufsehenerregenden Artikel scharf angegriffen hatte, was letztlich zu seiner Kündigung geführt hatte. Zwar hatte sie den sexistischen Widerling auf den Tod nicht leiden können, aber nun hadert sie mit sich und ihrer möglichen Schuld, wird mit einem Shitstorm überzogen und von ihrer Stelle suspendiert. Die Autorin beschreibt mit feinem Gespür die groben wie auch subtilen, äußeren wie inneren Angriffe und Verstörungen, die diese selbstsichere Frau dazu bringen, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren, immer aus ihrer Perspektive geschildert. Die Thematik ist gehaltvoll, weit über das Einzelschicksal der Protagonistin hinaus. Das ist gut geschrieben, durchweg spannend, mit bissigem Humor, und auch die Fasane haben ihre Rolle. Mehr sei nicht verraten, selber lesen!