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marcello

Posted on 31.3.2025

Es ist schon länger her, dass ich aus der Reihe Hanser von dtv etwas gelesen habe, was auch daran liegen mag, dass es sich in der Tendenz mehr an ein jugendliches Publikum richtet. Dennoch wird man für manchen Geschichten und deren Botschaften nie zu alt, was ich bei „Maybe Meant To Be“ auch wieder gedacht habe. Ich habe das Buch von K. K. Walther als Hörbuch konsumiert. Ich habe tatsächlich bislang noch wenig ‚Jugendbücher‘ gehört, zuletzt aber Kerstin Gier und den Abschlussband ihrer „Vergissmeinnicht“-Reihe. Aber es ist doch definitiv ein Gedanke wert, dass erfahrene Hörbuchsprecher und Hörbuchsprecherinnen dem Jugendalter schon längst entwachsen sind. Dennoch merkt man natürlich, dass bei so einer Hörbuchproduktion das Bemühen sichtbar ist, Stimmen zu finden, die jünger klingen. Das ist bei Corinna Dorenkamp und Julian Horeyseck auch durchaus gelungen und dennoch habe ich mich an einigen Stellen gefragt, ob es noch jünger, noch authentischer klingen würde, wenn tatsächlich Stimmen in dem Alter bei den Aufnahmen dabei wären. Speziell Dorenkamp habe ich jetzt schon oft im Ohr gehabt und immer in älteren Rollen, was schon etwas macht. Aber es ist nur ein kleiner Seitengedanke, denn das Leseerlebnis würde ich keinesfalls als vermindert ansehen wollen. Kommen wir nun zur Geschichte, bei der mich ein Aspekt etwas gestört hat. Es ist die gemeinsame Geschichte von Sage und Charlie. Zwei Figuren, zwei Perspektiven. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass es vielmehr Charlies Geschichte war als Sages. Seine verborgene Homosexualität ist das Zentrum des Geschehens und es wäre unsinnig, das Gegenteil zu bedeuten. Letztlich ist Sages Geschichte auch davon beeinflusst, dass sie ihren besten Freund seit Kindesbeinen nicht unfreiwillig outen will. Das fand ich also insgesamt etwas schade, weil ich Sage vielmehr als wunderbare und tolle Freundin erlebt habe als eigenständigen Menschen. Zumal auch Nick als Charlies Zwillingsbruder dann etwas kurz kam. Auch zu ihm hätte ich gerne noch mehr erfahren, auch um die gemeinsame Geschichte von Sage mit ihm besser und intensiver zu erleben. Ich bin einfach nicht so ein Fan davon, wenn Figuren Mittel zum Zweck sind, denn das ist kein Mensch von uns. Wenn ich jetzt aber speziell den Teil zu Charlie begutachte, dann sehe ich auch ganz deutlich, was Walther für Qualitäten als Erzählerin hat. Sein innerer Kampf, der anfangs gar nicht bewusst thematisiert wird, den man durch Charlies Handlungen aber sich zusammenpuzzlen kann, war eindrücklich und nachvollziehbar gestaltet. Dazu kommt, dass sein Gegenpart Luke auch super sympathisch charakterisiert wurde. Da kann man auch gut den Vergleich zu Nick ziehen. Denn eigentlich sind es diese vier Figuren, um die es gehen sollte und Charlie und Luke überstrahlen alles. Würde ich mir das Ganze als Serie vorstellen, dann wäre ich definitiv ein fleißiger Shipper der beiden und alles andere würde etwas abfallen. Auch wenn ich wieder einschränken muss, dass die Freundschaft zwischen Sage und Luke (wenn auch extrem schnell entstanden) auch ein Highlight war, weil die beiden eine Art Seelenverwandtschaft für mich ausgedrückt haben. Aber zurück zum Pärchen, denn Luke ist das Gegenteil von Charlie in vielen Punkten und damit entstehen genau die Konflikte, die den einen unter Druck setzen und den anderen eine Scham und Zurückweisung empfinden lassen, die er gar nicht verdient hat. Die Geschichte von Charlie und Luke ist sehr angemessen, vielschichtig und mitfühlend geschrieben. Ich musste auch viel an „Heartstopper“ denken, wohl die LGBTQ-Serie für Jugendliche der letzten Jahre. Es zeigt einfach wieder, dass es so authentische und wenig reißerische Geschichte nicht immer schon so gab. Aber „Maybe Meant to Be“ macht es genau richtig. Charlies Ängste sind vor allem ganz alleine seine, aber die Welt da draußen ist homophob, sie ist es aber nicht nur und deswegen macht dieses Buch auch Mut. Fazit: „Maybe Meant to Be“ ist vor allem in Bezug zu Charlie und Luke eine echt tolle Liebesgeschichte, die viele Facetten und viele Schichten hat, die man gerne auspackt. Sage und Nick hätten für die Geschichte auf eine Art noch mehr bedeuten können, aber Sage ist für alle Jungs ein wichtiger Faktor, weil sie einfach ein liebevoller Charakter ist. Also eine gute Geschichte, in der noch etwas mehr drin gewesen wäre.

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