
renee
Erwachsenwerden Die Nachwendejahre. Die Nachwendejahre in einer Familie der dem System Angepassten. Schon für alle anderen waren diese Jahre prägend. Zerfetzten diese Jahre doch die Lebensläufe. Ein großer Teil der Industrie verschwand und damit verschwanden Arbeitsplätze und Einnahmen. Die Systemhörigen hatten da noch ein paar Probleme mehr. Dies kleidet der Autor in eine Coming of age Geschichte, die eigentlich glaubhaft und fesselnd daherkommen müsste. Der Autor ist selbst 1983 geboren, war also 1989 6/7 Jahre alt. Ein Alter, in dem das Verständnis für das momentane Geschehen nicht vorhanden ist. Dies findet sich in der Geschichte wieder. Nur tut diese Geschichte dies nicht. Also fesselnd und interessant gestaltet sein und mich als Leserin in ihren Zauber aufnehmen. Denn dies ist sie für mich nicht. Dies mag an meiner Ostsozialisation hängen. Vielleicht empfindet dies jemand aus den alten Bundesländern anders. Aber die Geschichte der Familie flackert seltsam emotionslos an mir vorbei. Und dies bei diesem Thema. Normalerweise gehen bei diesem Thema bei mir alle Lampen an und ich bin Feuer und Flamme. Nur eben hier nicht. Und sorry. Aber dies ärgert mich etwas! In mir entwickelt diese Geschichte um eine angepasste Familie der DDR und der kleine Junge, der das Geschehen in der Welt erst etwas staunend betrachtet und später auch mit deutlich mehr Verständnis keinen allzu großen Sog. Ich fühle mich nicht angezündet. Ich lese dies und denke mir so. Nun denn. Was sehr schade ist! Denn gerade wir Osttanten und Ostonkel haben doch die Pflicht den Menschen in den alten Bundesländern zu vermitteln was diese Übernahme unserer Welt, diese so krasse Abwicklung und Vernichtung unserer Welt und diese Abwertung unserer Lebensleistung, diese Abwertung von uns selbst mit uns gemacht hat. Denn das sollten sie verstehen. Dann passiert es vielleicht nicht, dass man, wenn man mit einem Autokennzeichen der östlichen Welt in der westlichen Welt unterwegs ist, von vermeintlich höhergestellten Menschen als dummer Ossi beschimpft wird. Wobei diese plärrenden Menschen jung waren und den Osten gar nicht kennen konnten, aber dieses Bild sicher von irgendwoher vermittelt bekamen. Zum Fremdschämen und Blutdruck erhöhen. Dieses Buch hier plätschert aber im Fortlauf der Geschichte, die Charaktere verbleiben für mich farblos. Warum? Ist das die Herkunft der Familie. Denn die dem System der DDR angepassten Menschen erzeugen in mir wenig Mitleid. Dennoch kann ich mich doch auch in solche Charaktere hineinversetzen, versuchen sie empathisch auszuleuchten. Doch dies passiert hier nur ansatzweise. Und ich verbleibe etwas ratlos. Was wollte mir das Buch „Die frühen Jahre“ eigentlich sagen? Wie es einer Familie von dem System der DDR angepassten Menschen nach der Wende erging und wie das Kind der Familie sich entwickelt, der Sohn erwachsen wird und sich vom Althergebrachten distanzieren kann. Ganz nett. Aber kein Feuer und keine Flamme. Was schade ist!