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Marius

Posted on 17.3.2025

Wenn man Ärger hat, wenn man eine Lösung braucht, who you gonna call? Carl aus Herne. So machen es zumindest die Protagonisten in Dirk Schmidts Krimidebüt im Suhrkamp-Verlag. Egal ob italienische Mafioso-Tochter oder sonstige Auftraggeber - Carl ist das Mittel der Wahl, der Problemlöser, der sich für alles speziell im illegalen Bereich anbietet. So auch in seinem ersten Auftritt in "Die Kurve", in dem er es mit zwei gefährlichen Aufträgen zu tun bekommt, die ihm aus Mafiakreisen und den obersten Industrieetagen erteilt werden. Schmidt, der für den Radiotatort schreibt, wählt für seinen Roman einen an derlei Formate angelehnten knappen Erzählstil, der in Teilen fast schon an ein Drehbuch erinnert. Versetzt mit vielen trockenen Dialogen, schickt er Carl und seine Mandaten auf die Tour und meint es in manchen Passagen fast etwas zu gut, wenn es um Ironie und Coolness in Dialogen geht, etwa wenn er Carls Subalternen Ridley folgende Zeilen sprechen lässt, nachdem dieser die Verfolgung eines Zielobjekts ganz oldschool per Taxi aufnimmt: "Fahren Sie dem Taxi nach", sagt Ridley zum Taxifahrer. "Das ist ja wie in Hollywood" sagt der Taxifahrer. "Das ist Hollywood", entgegnet Ridley, "gleich taucht hinter dem Commerzbank-Gebäude ein Reisenaffe auf, schmeißt uns beide in den Main, und dann ruft einer Cut, und wenn wir Pech haben, machen wir den ganzen Scheiß noch mal von vorn." Das muss man mögen - wenn ja, wird man mit dem Miteinander aus Lakonie, Coolness, Ironie und Gewalt sicher seine Freude haben. Speziell für Leser*innen der ebenfalls im von Thomas Wörtche herausgegebenen Suhrkamp-Krimisegment vertretenen Simone Buchholz oder Sybille Ruge (oder auch, etwas weiter gefasst Ken Bruen), könnte "Die Kurve" interessant sein. Rätselhaft bleibt alleine, warum man sich auch bei Suhrkamp für das abstoßend hässliche Cover entschieden hat, dessen KI-Generierung schon aus größerer Distanz ins Auge fällt. Warum man hier einer auf der Ausbeutung anderer Kunstwerke basierenden KI die Tätigkeit überlässt, anstelle vernünftige Titelgestalter*innen ihre Arbeit machen zu lassen, das ist kaum verständlich. Einem Traditionsverlag wie Suhrkamp steht dies besonders schlecht zu Gesicht, spicht man zwei Zeilen vor der Kenntlichmachung der verwendeten KI-Programme beim Cover einen Nutzungsvorbehalt des Textes in Sachen KI aus. Das ist ein wirklich bemerkenswertes Nebeneinander, von dem man nur hoffen kann, dass es eine Ausnahme bleibt. Denn mit einer derartigen Außengestaltung von Suhrkamp-Titeln tut sich das Haus sicherlich keinen Gefallen.

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