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molosovsky

Posted on 4.12.2018

Spontan gekauft, weil mir der Titel sofort einleuchtete. Wer mit mir länger als fünf Minuten über Tatsächlichkeiten heutiger Arbeitswelten, und das Verwaltetwerden der Vielen durch die Wenigen babbelt, kennt meinen Spruch, daß wir nicht artgerecht gehalten werden, und man mindestens auf die letzten 30 Jahre neoliberaler Kaperung (»Take what you can. Give nothing back!«) der Demokratien zurückblicken sollte, besser noch auf die letzten vier- bis fünfhundert Jahre psychopathischer Aneignung und Knechtung des Globus durch heilsgeschichtlich überdrehte Glücksritter. Tatsächlich hat César Rednueles — weitestgehend, weil mich bei den letzten beiden der sieben Kapiteln das Gefühl beschlich, dem Autor ist bei seinem hochkonzentrierten Vorhaben ein wenig die Puste abhanden gekommen ist — genau zu diesem Komplex eine kunterbunte Denkschrift vorgelegt, wenn er vom historischen Ausnahmecharakter der allgemeinen Marktwirtschaft, dem Entstehen des Arbeitsmarktes, der Struktur der politischen Konflikte im 19. Jahrhundert, den Ursprüngen der für die Industrialisierung typischen Arbeitsorganisation, den Entladung aufgestauter Spannungen im frühen 20. Jahrhhundert, den Sachgassen des Wohlfahrtsstaates der Nachkriegszeit und schließlich den gegenwärtigen Anerkennungs- und Gerechtfertigkeitsschwund ökonomischer und politischer Institutionen der Gegenwart, sowie sich abzeichnender Fluchtwege berichtet. Kurz: eine Buch gewordene Granate, die geeignet ist, ein paar schöne Aussichtslücken in die von Siegern und Gewinnlern errichteten ›there is no alternative‹-Kerkermauern zu sprengen. Ein willkommenes Unternehmen für mich, denn »die herrschenden Klassen {haben sich} immer wieder {ausgezeichnet} durch ihre armselige, poltische Vorstellungskraft.«

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