
fernweh_nach_zamonien
Außergewöhnliche Mischung aus Detektivgeschichte und Komödie mit magischem wie auch Fantasy-Elementen. Eindrucksvoll illustriert. Inhalt: Vor Jahren hatte der berühmte Spurenfinder Elos von Bergen zum Schutz seiner Zwillinge Ada und Naru den Job an den Nagel gehängt. Obwohl sie in das verschlafenste Dorf im ganzen Königreich gezogen sind, wurde das Trio auch in Friedhofen nicht von Verbrechen verschont. Gerade erst haben sie ihren ersten Fall aufgeklärt, da beginnen sich die 13-jährigen Zwillinge sich schon wieder zu langweilen und zu streiten. Zum Glück und zur Rettung des Familienfriedens klopft plötzlich ein königlicher an die Tür: Das Drachenzepter - Zepter der Ahnen, legendäres Artefakt, welches Königin Iria dem Tyrannen Harkan, Kaiser von Syndrakos, entrissen und so alle Provinzen unter ihrer Führung vereint hatte - wurde aus der königlichen Schatzkammer unter rätselhaften Umständen entwendet. Das Ende der Unabhängigkeitskriege jährt sich zum einhundertsten Mal und zu den Feierlichkeiten muss das heiligste Erbstück des Königs wieder in Fredlaffs Händen sein, damit dieser während der Zeremonie samt Zepter als Herrscher vor sein Volk treten kann. Ein dreister Diebstahl? Oder gar eine politische Intrige, um den König bloßzustellen? Elos und den Zwillingen bleibt nicht viel Zeit, um in die Hauptstadt Iriandria zu reisen und den mysteriösen Diebstahl aufzuklären. Dort angekommen, sind sie jedoch nicht die einzigen Spurensucher ... Altersempfehlung: etwa ab 12 Jahre Da das Buch beim Verlag als Roman gelistet wird, gibt es hierzu keine Altersangaben. Im Hinblick auf Handlung, Charaktergestaltung und Illustrationen ordne ich es in die Kategorie Jugendbuch. Einbandgestaltung und Cover: Das Cover weckt die Neugier. Nicht nur, weil die Figuren geheimnisvoll im Scherenschnitt dargestellt werden (Elos von Bergen wirkt geradezu ratlos), sondern auch, weil die Risse im Sockel der Statue und in der Brücke andeuten, dass es im Verborgenen gewaltig bröckelt. Vorder- und Rückseite ergeben abermals ein Gesamtbild, was mir wieder sehr gut gefällt. Auch bilden Band 1 und 2 ein harmonisches Nebeneinander. Alle Schriftzüge vom Titel über Autor:innen bis zum Zitat auf dem Buchrücken sind erhaben und obendrein gibt es ein farblich passendes Lesebändchen. Da jedoch - wie auch beim ersten Band - auf eine schützende Folie und einen Umschlag verzichtet wurde, ist das Buch - egal wie vorsichtig man ist - leider sehr anfällig für angestoßene Ecken und Flecken. Illustrationen: Ein detaillierter Stadtplan von Iriandria sowie eine Landkarte der verlorenen Provinzen zieren jeweils den Buchvorsatz. Detaillierte, ausdrucksstarke und zum Großteil ganzseitige Bleistiftzeichnung ergänzen das Abenteuer, geben den Charakteren ein Gesicht und unterstreichen wichtige Szenen. Gewählt wurde diese Art der Illustrationen, da es sich bei den Zeichnungen um Skizzen handelt, die Naru während der Ermittlungen für seinen Vater anfertigt: Gebäude, Landschaft, Personen. Die Bandbreite reicht von kleineren Gegenständen, z. B. ein aufgeschlagenes Buch, bis hin zum faszinierenden Blick auf die Brücken der Hauptstadt des Königreiches bei Nacht. In jeder Zeichnung gibt es viele Details zu entdecken. Für einen Jugendroman ist das Bildverhältnis erfreulich hoch. Mein Eindruck zur Geschichte: Dies ist das zweite Abenteuer aus der Feder von Marc-Uwe Kling und seinen Zwillingen. Neu bei diesem Vater-Töchter-Gemeinschaftsprojekt ist, dass erstmals auch die dritte Tochter an der Geschichte mitgewirkt hat. Die Ereignisse knüpfen mit dem Prolog nahtlos an, so dass Vorkenntnisse erforderlich sind. Band 1 wurde betitelt als "Fantasy-Krimi-Komödie" und dieses Konzept wird auch in Band 2 beibehalten. Fantasy: Das Setting ist mittelalterlich und mit reichlich Magie und fantastischen Details ausgestaltet. Man begegnet Zwergen, Gestaltwandlern, Traumflüsterern und anderen Wesen mit magischen wie übermenschlichen Fähigkeiten. Während der Ermittlungen treffen die Spurenfinder zudem auf faszinierende Tierwesen, z. B. niedliche, unscheinbare Maushörnchen und gefährliche Schuppenwölfe. Wenn es nach Naru geht sogar auf einen unsichtbaren Babydrachen. Krimi: Spannung und Geheimnisse begleiten die Ermittlungen. Zusätzlich zum mysteriösen Diebstahl lässt auch ein Mord nicht lange auf sich warten. Die Storyline ist interessant gestaltet und gefällt mir besser als die im ersten Band. Komödie: Aberwitzige und herrlich lustige Sticheleien zwischen den Geschwistern (Zimtbrötchen-Neid und Neckereien wegen Narus erster Verliebtheit) sowie amüsante und schlagfertige Dialoge mit dem Vater sorgen dafür, dass die Atmosphäre niemals zu düster oder erdrückend wirkt. Die flapsigen Sprüche von Elos nimmt man ihm aber nicht übel. Dem Vater ist durchaus bewusst, was seine Zwillinge alles auf dem Kasten haben und insgeheim freut er sich über ihre Unterstützung. Die beiden sind abenteuerlustig, aufgeweckt und neugierig. Ada ist ein cleveres Köpfchen, denkt voraus und strategisch, während Naru eher unüberlegt und aus dem Bauch heraus handelt. Doch gerade die Gegensätze lassen die Zwillinge sympathisch und authentisch erscheinen und bilden die Grundlage für unterhaltsame Streitereien. Unterstützung erhält das Trio von Elos' Freunden aus Jugendzeiten: Silas, königlicher Spurensucher, und Minna von Talheim, schwarze Ritter(in) mit Morgenstern und Stricknadeln. Auch hier wird nach Herzenslust geneckt und schlagfertig gekontert. Obendrein darf man sich über bekannte Running Gags freuen: Bei dem Trio handelt es sich um SpurenFINDER und nicht, wie die übrigen Amateure SpurenSUCHER. "Spurensucher? Keineswegs. Spuren suchen kann ja jeder. Auf das Finden kommt es an!" (Elos, vgl. S. 56) Zum Einsatz kommen erneut das Glotzoskop (eine Art Brille mit diversen Vergrößerungsgläsern) und der Schdip (Schlüssel der immer passt ... zumindest wenn man höflich Bitte sagt und sich artig bedankt). Zum Fortgang der Handlung möchte ich nichts weiter verraten, da der Diebstahl des Zepters nur der Anfang eines spannenden und temporeichen Abenteuer ist. Auch das zweite Abenteuer der Spurenfinder besticht neben einer mitreißenden Story mit überraschenden Wendungen durch die schräg-charmanten Charaktere und deren amüsante und flapsige Dialoge. 5 von 5 Drachenzepter für diese gelungene Fortsetzung. Hörbuch-Tipp: Zeitgleich erscheint das Buch in ungekürzter Fassung als Lesung und wird wie erhofft genial vorgetragen vom Autor selbst. Marc-Uwe Kling verleiht seinen mit Herz und Charme ausgearbeiteten Charakteren eine ganz individuelle Stimme und dem schrägen Humor sowie den amüsanten Dialogen eine persönliche Note. Fazit: Die Fortsetzung des ersten Spurenfinder-Abenteuers ist abermals eine rundum gelungene Mischung aus Detektivgeschichte, Fantasy und einer angemessenen Portion Humor. Das zweite Abenteuer hat mir insgesamt noch besser gefallen als das erste. Die detailverliebten Bleistiftzeichnungen sind ein Augenschmaus und die schrägen Dialoge der drei Spurenfinder unterhalten großartig. ... Rezensiertes Buch: "Die Spurenfinder und das Drachenzepter" aus dem Jahr 2025