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marcello

Posted on 11.3.2025

Nachdem einige Jahre lang die Spannungsromane in waren, in denen man der weiblichen Hauptrolle kaum vertrauen konnte, weil ordentlich an ihrer Glaubwürdigkeit gesägt wurden, sind sie wieder zurück. So jedenfalls würde ich auch „The Florist“ von C. L. Pattinson einstufen, das ich als Hörbuch, gelesen von Sarah Liu, konsumiert habe. Von der Autorin habe ich bislang noch nichts gehört und es scheint tatsächlich auch ihr erstes auf Deutsch veröffentlichte Werk zu sein. Ich fand, dass der Klappentext spannend klang und das dazu passende Cover hat für mich dann den letzten Schub ausgemacht. Da die Geschichte rein aus Amys Perspektive erzählt wird, hat für mich Lius Erzählstimme auch hervorragend gepasst, auch weil sie für mich schnell zu Amy geworden ist. Ich mochte auch den Farbklang ihrer Stimme, der etwas rotziger ist und daher zu einer eher wenig angepassten Frau wie der Protagonistin passt. Gleichzeitig hat mir die Stimme auch geholfen, eine Verbindung zu Amy zu halten, auch wenn das menschlich eher schwierig war, denn Amy ist echt eine Nummer für sich. Das zeigt sich nicht direkt im ersten Kapitel, aber doch relativ früh. Und es passt letztlich auch dazu, dass alle anderen Figuren ihr mit einer gewissen Vorsicht begegnen. Manche Menschen strahlen einfach aus, dass sich Großes hinter ihrer Fassade bewirkt. Bei Amy ist der Hauptgrund, dass sie kaum etwas spontan und intuitiv macht. Stattdessen ist sie von vorne bis hinten durchgeplant und damit ist es echt schwer, sie in ihren Interaktionen als Gefühlsmensch wahrzunehmen. Ein Roboter ist Amy aber auch nicht und dementsprechend gibt es doch einige Passagen, speziell wenn sie über ihre Abhängigkeit ihrer Beziehung zu Izzy nachdenkt, da merkt man ihre Gedankengänge. Dementsprechend habe ich mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, warum ist Amy wer sie ist? Da ähnliche Bücher immer einen Kniff haben, um die Protagonistin nicht sofort zu mögen, war mir schon klar, dass sie trotz ihrer suspekten Methoden und ihrem teilweise ignoranten Verhalten nicht die Antagonistin des Geschehens wird. Dementsprechend wird sie zu einer Art Heldin, die überraschend gute Ermittlungsmethoden für sich entdeckt und daher ihren Moment bekommt. Auch wenn ich Amy niemals als Freundin oder gar Bekannte haben wollen würde, aber in der Gesamtgeschichte war es für mich immerhin so, dass ich ihr das Erfolgserlebnis gegönnt habe. Kommen wir abseits von Amys Persönlichkeit noch zu anderen Seiten dieses Romans. Wir haben die Gegenwart durch Amys Augen, aber wir haben auch Zeugenaussage, die sich auf einen mysteriösen Vorfall beziehen. Diese dienen natürlich vor allem dazu, Spannung zu erzeugen und in Amy Zweifel zu erzeugen. Es sind schon harte Außenperspektive auf ihren Charakter. Sicherlich subjektiv noch einmal verschärft, aber es ist eine clevere Gesamtkomposition, um alles am Laufen zu halten. Auch abseits dieses Springens hat es für mich die Handlung aber geschafft, dass ich konstant dran geblieben bin. Selbst wenn Amy selbst mich nicht mitreißen konnte, so waren es aber die Geschehnisse um sie herum, die Menschen um sie herum. Ein Tod zwischendurch ist auch strategisch gut platziert, auch weil man sich dann fragt, was kommt wohl danach noch? Es ist für mich auch gelungen, die Person hinter alldem lange zu verschleiern, sodass es für mich als Überraschung kam. Es hat sicherlich auch geholfen, dass Amy keine dominante Ermittlerin war und dazu auch eine echte Könnerin. Sie hat viel herausgefunden und Puzzleteile zusammengesetzt, was alles vorangebracht hat, aber es war gar nicht ihre Aufgabe zu wissen, wer hinter allem steckt und so kam es dann für uns alle wohl eher überraschend. Danach hat das Buch für mich aber zwei größere Fehler gemacht. Sowohl die Geschichte hinter den Taten sowie gelüftete Geheimnisse aus Amys Vergangenheit werden relativ stoisch hintereinander wegerzählt. Da hat man gemerkt, das große Geheimnis ist jetzt gelüftet und jetzt geben wir noch alle Antworten. Auch wenn ich immer für alle Antworten bin, aber ich will die am Ende nicht lieblos aneinandergereiht haben, weil das erzählerisch lahm ist. Ich habe da also ein extrem zähes Ende bemerkt. Der Knall muss schon so spät wie möglich sein und dann nicht noch 100 Seiten Aufklärung. Fazit: „The Florist“ ist auf jeden Fall ein interessantes Werk. Ich konnte es sehr gut weghören und es hat für mich auch genug Überraschungseffekte geboten. Es war mit Amy nicht immer leicht und auch das Ende war dann viel zu langgezogen, was die vorher geernteten Früchte wieder faul hat werden lassen. Aber insgesamt würde ich für Fans des Genres eine Empfehlung aussprechen.

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