
marcello
Sarah Stankewitz ist auch eine dieser Namen im New Adult-Genre, der mir natürlich schon mehrfach begegnet ist, aber es hat bislang noch nie gepasst. Ihr 2018-Titel „Am Ende nur Du“ wurde nun als Hörbuch neu aufgenommen und da dachte ich, dass es doch die ideale Gelegenheit ist, sie als Autorin einmal kennenzulernen, wenn mir natürlich auch bewusst ist, dass sich ein Schreibstil in sieben Jahren sehr ändern und wandeln kann. Mir hat „Am Ende nur Du“ im Grunde gut gefallen, in jedem Fall aber von der Story her, weil es durch die Suchtthematik sehr erwachsen daher kam. Auch sonst ließ sich das Buch schwer in eine Schublade pressen. Manchmal will ich es etwas aus der Schublade haben, aber in den allermeisten Fällen ist es ein Kompliment, weil die Geschichte dann in keiner Form vorhersehbar ist. Das war hier auch so. Auch wenn hier klar war, dass es am Ende auf Harper und Adam hinausläuft, aber die gemeinsame Geschichte von Harper und Alec ist dennoch respektvoll gestaltet worden und durch seine Sucht hatte es eine Brisanz, die mir schon oft unter die Haut gegangen ist. Denn eine Sucht verändert eine Beziehung und es sorgt für ein Verantwortungsgefühl, das toxisch werden kann. Das wurde hier als Themenspektrum sehr gut abgebildet, sowohl von Harper als Freundin als auch von Adam als Bruder. Durch die Hörbuchform habe ich drei Stimmen im Ohr gehabt, weil es Kapitel aus drei Perspektiven gibt. Da habe ich dann auch den ersten Punkt, an dem ich etwas kritisieren möchte. Die Stimmen an sich waren für mich völlig in Ordnung, auch wenn ich speziell die Männerstimmen als Gewöhnungssache empfunden habe. Dann kam noch hinzu, dass die beiden Männerperspektiven untergeordnet sind. Das meiste erleben wir aus Harpers Sicht. So habe ich die Männer eh weniger im Ohr gehabt und dann habe ich auch gemerkt, dass sie mir stimmlich nicht unterschiedlich genug waren. Dementsprechend war es schon hilfreich, dass die Namen anfangs immer gesagt werden, weil rein stimmlich hätte ich mich nicht sofort orientieren können. Dann muss ich noch bei Alec als Perspektive bleiben, weil er die wenigsten Kapitel hat. Ich habe mich im Nachhinein gefragt, ob es seine Perspektive überhaupt gebraucht hätte. In den Kopf des Süchtigen zu blicken, das ist sicherlich faszinierend und auch für eine Autorin eine Spielwiese, um Außenstehende etwas nahe zu bringen. Aber es war insgesamt zu wenig, um das so rechtfertigen zu können. Das erste Kapitel aus Alecs Sicht hat kaum Rückschlusse auf eine Sucht gelassen und danach wurde es auch nicht wesentlich expliziter. Die entscheidenden Momente waren immer aus Harpers oder Adams Sicht und es hat gereicht, weil Alec in der Ausgestaltung keinen Mehrwert hatte. Während mir die Ebene zwischen Harper und Adam durchgängig gefallen hat, was auch das wichtigste ist, weil sie die größte gemeinsame Geschichte haben, so war ich etwas überrascht, wie die anderen Beziehungen rübergekommen sind. Aufgrund des ersten Kapitels hatte ich eher den Eindruck, dass Alec und Harper beste Freunde sind. Auch wenn es schon aufgeklärt wird, so fehlte da eine gewisse Ebene für mich völlig. Stankewitz wird das möglicherweise auch bewusst so gewählt haben, was natürlich auch zur späteren Thematik passt, aber das war erstmal irritierend. Ein weiterer Punkt ist die Brüderbeziehung. Mir haben insgesamt deutliche Momente zwischen den beiden gefehlt. Harper musste eigentlich immer alle Scherben aufsammeln, während Adam ihn fast nur high und völlig neben sich stehend erlebt hat. Dabei haben die beide eine Beziehung und eine gemeinsame Geschichte, die so viele Ebenen andeutet, die spannend gewesen wäre. Letztlich haben wir noch die Mitbewohnerin, die anfangs eine echte Antagonistin ist, ehe noch eine unglaubliche Entwicklung ausgepackt wurde. Das war zwar süß, kam aber doch etwas aus dem Nichts. Fazit: Insgesamt habe ich die achteinhalb Stunden an einem Tag weggehört. Das spricht für sich, aber ich habe doch auch gemerkt, dass es eher einer der ersten Werke ist, weil manches etwas ad hoc wirkt und Schwerpunkte für ein Ungleichgewicht der Gesamtgeschichte sorgen. Dennoch bin ich nun interessiert an Sarah Stankewitz.