
mabuerele
„...Die Kindertage dieser Frauen verliefen so ganz anders als die der heutigen Jugend. Bei den meisten von ihnen war die Zeit geprägt durch bittere Armut, durch den Zweiten Weltkrieg und die Hungerjahre danach...“ Diese Zeilen stammen aus dem Vorwort des Buches. Als Leser weiß ich damit, was mich erwartet,. Es sind die Erinnerungen von 11 Frauen, die zwischen 1915 und 1950 geboren wurden. Die Herkunftsorte erstrecken sich zwischen Luxemburg und Ostpreußen. Die meisten der Frauen stammen vom Bauernhof, einzelne aus einer Stadt wie zum Beispiel Wien oder aus einem Künstlerhaushalt. Der Schriftstil ist leicht lesbar. Er hat erzählenden Charakter. Die Geschichten berichten von der Kindheit der Frauen und enden zumeist mit der Hochzeit. „...Meine Mutter unterhielt unterdessen eine kleine Landwirtschaft, die sie von den Eltern übernommen hatte. Wir besaßen eine Kuh, zwei Schweine und ein Dutzend Hühner...“ So erzählt Marguit aus Luxemburg. Ihr Vater arbeitet in einer Busfabrik. Sie beschreibt die kurze Zeit des Krieges, die sie als Kind erlebt hat, ihre Ausbildung und das Leben als Jugendliche. Olga aus Stettin stammte aus einem gutbürgerlichen Haushalt. „...Mutter hatte selbstverständlich immer ein Dienstmädchen gehabt. Wenn eines aus den Diensten ausschied, gab Mutter gleich eine entsprechende Annonce auf...“ Schwierig wurde es im Krieg, da keine deutschen Mädchen mehr zur Verfügung standen. Olga selbst träumt davon, Gutsherrin zu werden. Als sie Kind war, wurde von ihren Großeltern ein Gut bewirtschaftet. Doch der Krieg stellt die Weichen völlig anders. Ihnen gelingt die Flucht, aber das Gut der Großeltern in Ostpreußen ist für immer verloren Mit diesen zwei konkreten Beispielen möchte ich es bewenden lassen. Auch andere Geschichten zeigen, wie tief die Politik ins Familienleben eingriff. So muss sich Aloisas Mutter in Südtirol entscheiden, ob sie in Italien bleiben oder nach Deutschland gehen will. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie sich das Leben in den letzten hundert Jahren verändert hat. Die Geschichten spielen in einer Zeit, wo man das Wasser vom Brunnen geholt hat und die Toilette auf dem Hof war. Elektrisches Licht kannten nicht alle. Das Leben war hart und doch strahlen die meisten Erzählungen eine tiefe Lebensfreude aus.