
Chief Propaganda Officer
Alle hundert Jahre gibt es im Königreich einen Wettkampf, das Libertatem. Wer sein Land vertritt und gewinnt, der sorgt dafür, dass eben dieses Land im nächsten Jahrhundert nicht von Vampiren heimgesucht wird. Astraea kann sich nicht an ihr Leben erinnern. Vor fünf Jahren wurde sie blutend von Hektor gefunden und gerettet und lebt seitdem verborgen in seinem Etablissement. Ihre einzige Freundin ist Cassia, die demnächst für ihr Land zum Libertatem antreten soll. Astraea begleitet sie - doch als Cassia getötet wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als selbst im Libertatem anzutreten. Dabei wird sie von dem geheimnisvollen Nyte unterstützt, den außer ihr niemand sehen kann, und anderen Leuten, die alle ihre eigene Agenda haben und mehr über Astraeas Vergangenheit zu wissen scheinen als sie selbst. Die Idee dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt und auch die ersten hundert Seiten waren recht ansprechend. Doch plötzlich gab es einen Bruch. Wo anfangs noch ein roter Faden erkennbar war und das Ganze auch recht nachvollziehbar anmutete, wird die Geschichte plötzlich wirr, verlor den roten Faden und jegliche Logik. Astraea ist natürlich keine ausgebildete Kriegerin und das verlangte ja auch keiner - zumal ganz ehrlich, die "Prüfungen", die beim Libertatem drankamen, ließen den Verdacht aufkommen, dass jemand Hunger Games bei Wish bestellt hat. Aber was man verlangen kann, ist eine Entwicklung des Hauptcharakters, sprich Astraeas. Diese Frau jedoch zeichnete sich von Anfang bis zum Ende durch übertriebene Unfähigkeit aus. Seltsamerweise schien das niemanden zu stören, alle, die eh auf ihrer Seite waren, versicherten ihr immer wieder, dass sie alles für sie täten. Ich hatte das Gefühl, dass Astraea selbst beim Schuhebinden überfordert gewesen wäre (vielleicht wurden deshalb Schuhe mit Klettverschluss erfunden?). Sie wurde permanent von allen anderen gerettet, schwankte ständig zwischen "Hui, bin ich stark" und "Uh, das kann ich nicht". Ja, sie wurde von ihrem "Retter" kleingehalten und mit Tabletten ihre Fähigkeiten unterdrückt, aber das erklärte trotzdem nicht, warum sie sich so gar nicht weiterentwickelte. Das Schlimme ist auch, dass sich die Geschichte las, als hätte die Autorin sämtliche gerade gehypten Bücher miteinander vermischt. Es gab keinerlei Überraschungen bei den Dingen, die irgendwie logisch waren - auch wenn diese Dinge immer seltener vorkamen. Was mich auch massiv gestört hat, war, dass Astraea lediglich einen verräterischen, toxischen und manipulativen Mistkerl (Hektor) gegen einen anderen (Nyte) ausgetauscht hat. Nyte sollte als der mysteriöse, morally grey Bookboyfriend rüberkommen, war aber einfach nur ein Ar... - ihr wisst schon. Diese furchtbare Abhängigkeit, die Astraea zu Nyte hatte, sollte als star crossed verkauft werden, ebenso das sinnlose Hin und Her aus "Liebe" und Hass, aber es waren einfach nur noch sinnlos aneinandergereihte Szenen, die für Irritierung selbst bei den wohlgesonnensten LeserInnen sorgten. Mir kam das Buch wirklich so vor, als wären lediglich die ersten paar Seiten lektoriert worden und ab da hätte man ein nicht überarbeitetes Manuskript verwendet. Ich bin einfach nur frustriert, weil das Buch so, so viel Potenzial gehabt hätte und so völlig gegen die Wand gesetzt wurde. 1.5/5 Punkten.