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schnaeppchenjaegerin

Posted on 22.2.2025

"Fun" handelt von einer Woche im Leben der fiktiven Band nbl/nbl, die nach skandalträchtigen Schlagzeilen und einer Strafanzeige gegen einen Teil der Mitglieder und Crew vor drei großen Open Air-Konzerten in der Provinz steht. Ex-Groupie Liane nutzt das Wochenende für einen Ausflug mit ihren Freundinnen an die Müritz, um ein Wiedersehen mit der Band zu verhindern. Knapp 200 Kilometer entfernt, beschleicht sie allerdings das ungute Gefühl, dass ihre Tochter entgegen ihrer Aussage eines der Konzerte besuchen könnte. Währenddessen ahnt sie nicht, wozu ihr Mann das freie Wochenende nutzen möchte. Die Band lässt sich vor und hinter der Bühne feiern - bis die Polizei mit einem Haftbefehl backstage erscheint. "Fun" ist trotz des Titels weniger amüsant und skurril als Bela B.s Debütroman "Scharnow", aber dennoch eine unterhaltsame und turbulente Geschichte. Kurze Kapitel und stetig wechselnde Perspektiven sorgen für Einblicke in die einzelnen Mitglieder der Band, Security und Tourmanagement sowie in das Leben von Liane und ihrer Familie, die dem Sänger der Band in der Vergangenheit zu nah gekommen war und gegenwärtig in Sorge um ihre Tochter ist. Wo die Geschichte hinführt, ist leicht zu erahnen, da die Charaktere übertrieben eindimensional karikiert sind. Insbesondere Männer bekommen ihr Fett weg, werden als stumpfsinnig und triebgesteuert dargestellt. Selbst der Familienvater gibt hier kein besseres Beispiel ab, als die berühmten Musiker, von denen man das erwarten würde. Sex, Drugs und ein wenig Rock'n'Roll bestimmen das Geschehen. Es geht um toxische Männlichkeit und sexuelle Übergriffe, mit denen sich Frauen, die als Subjekt degradiert werden, konfrontiert sehen. Der Roman bietet darüber einen Blick hinter die Kulissen einer deutschen Rockband alternder Musiker zwischen Machtkämpfen, internen Spannungen, Erfolgsdruck, Selbstüberschätzung und Hedonismus. Auch wenn die fiktive Geschichte sicher von realen Ereignissen inspiriert ist, ist "Fun" mit der Summe an frauenfeindlichen und sich selbst überschätzenden Männern etwas einseitig geraten. Spannend und passend mit dem typischen Branchenslang ist dennoch zu lesen, wie dem "Fun" des starken Geschlechts Grenzen gesetzt werden.

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