
sursulapitschi
Vom Panamakanal wusste ich bislang nur, dass es ihn gibt. Hier kann man miterleben, wie er gebaut wurde, es ist allerdings nicht die große Geschichte eines grandiosen Bauwerks, die man vielleicht erwartet. Wir bekommen hier zahlreiche kleine Geschichten, die anschaulich von einer Welt im Umbruch erzählen. Da trifft amerikanischer Fortschritt auf eine Pazifikwelt und das hat gravierende Auswirkungen. Um das Jahr 1900 herum führen Amerikaner ein irrwitziges Projekt weiter, das Franzosen mal begonnen hatten. Sie graben eine Schneise durch Panama, um einen Seeweg zu erschließen, der sonst ein Landweg war. Dazu müssen ganze Städte weichen. In der Stadt Gatún versucht man mit einem Sitzstreik dagegen zu protestieren. Leider interessiert es keinen, aber die Party war schön. Das Projekt ist in alle Munde und zieht die unterschiedlichsten Menschen an. Ada kam extra aus Barbados, weil es hieß, in Panama lässt sich leicht Geld verdienen. Und Omar zieht es auf die Baustelle, weil er nicht Fischer werden möchte wie sein Vater, allerdings hatte er sich den Job nicht so hart vorgestellt. Es ist ein Knochenjob unter Aufsehern, die bei Sklaventreibern gelernt haben. John und Marian wollten Tropenkrankheiten erforschen bis Marian krank wurde. Der ewige Regen macht Panama zu einer Schlammgrube und ist perfekter Nährboden für Malaria und Lungenkrankheiten. Die Arbeit in „La Boca“, dem „Riss“, ist lebensgefährlich aus vielerlei Gründen und die Überlebenschancen hängen auch davon ab ob man „Gold“ oder „Silber“ ist, schwarz oder weiß, Amerikaner oder Einheimischer. Dieses Buch lässt einen in eine fremde Welt gucken, aus zahlreichen Perspektiven, mit Licht und Schatten und viel Einfühlungsvermögen. Es liest sich wie ein wunderbarer Schmöker mit reichlich Personal und liefert ganz nebenbei ein eindrucksvolles Stück Historie. Es zeigt wie Größenwahn und Skrupellosigkeit Berge versetzen können und was das für die Berge bedeutet, vielleicht sogar, was es für Grönland bedeuten würde, wenn es zu kaufen wäre. Unbedingt lesen!