
marcello
Wenn man Reihen mit verschiedenen Liebespaaren verfolgt (den ersten Band mal ausgeschlossen), dann gibt es immer die, auf die man sich schon weit im Vorfeld freut und die, die zwar durchaus neugierig machen, aber die durchaus auch Vorbehalte auslösen. In letzte Kategorie gehören für mich Winter und Theo aus „Fearless“ nach Elsie Silver. Winter ist seit dem ersten Band immer im Hintergrund da gewesen und das tendenziell als Antagonistin. Auch wenn bei solchen Figuren sofort klar ist, dass sich mehr hinter ihnen verbirgt, als man denken mag, so ist es dennoch schwer, sich sofort von ihnen einwickeln zu lassen. An Winter ist im dritten Band durch die beginnende Freundschaft zu Sloane schon etwas geschraubt worden, aber dennoch hat sie dadurch für mich keinen Status erreicht, bei dem ich richtig gespannt auf ihre Liebesgeschichte mit Theo war. Denn er ist ja auch noch da. Er ist eher so langsam von Bedeutung geworden und für mich auch so eine Figur gewesen, die viele Reihen in petto haben. Da sind dann die jungen, wilden Draufgänger. Auch die haben ihren Reiz, klar, aber es war schon etwas verrückt, sich ihn ausgerechnet mit Winter vorzustellen. Umso cooler ist es dann, dass ich sagen muss, Silver mit den beiden für mich eine echte Überraschung gelungen ist. Es ist schwer, das Positive jetzt richtig zu sortieren, weil eigentlich alles ineinander gelaufen ist. Ich war zwar von der ersten Begegnung nicht der größte Fan, weil mir das etwas zu abgedroschen war. Später in der Bar wurde es besser, aber ich war am Haken, als Silver inhaltlich eigentlich etwas am Anfang setzt, was andere an den Schluss setzen. Ich habe das zwar schon auch bei anderen zu lesen bekommen, aber es ist immer wieder risikobehaftet, weil es einer Liebesgeschichte immer den Hauch eines Eindrucks von Verpflichtung gibt und das ist wenig romantisch. Dementsprechend hat „Fearless“ für mich so großartig funktioniert, weil Theo ein echter Held ist, als er die Wahrheit herausfindet. Ich fand es auch passend, dass indirekt ein Thema war, dass auch Männer unter dem Ruf leiden können, jede haben zu können und zu wollen. Es ist ein Ruf, der ihm sicherlich auch gefallen hat, aber letztlich nicht restlos, weil es auch einschränkt. Je mehr Schichten wir dann von Theo weggenommen haben, desto mehr hat er mir eigentlich gefallen. Denn er ist sanft, er ist sensibel. Er ist zwar auch in verbale Fettnäpfchen getreten, aber er steht für die ein, die er liebt und wie. Ich habe da einige Konfrontationen von Theo echt gefeiert. Er war damit für mich einer der größten Überraschungen dieser Staffel, weil ich ihn vielleicht sogar an die Spitze meiner Silver-Boyfriend-Liste setzen würde. Winter hat mich letztlich auch am Haken gehabt. Mir hat sogar fast am meisten gefallen, dass sie nicht einmal durch die Trommel der Waschmaschine gekommen ist. Stattdessen ist sie im Kern die Winter geblieben, die wir schon kennengelernt haben. Sie ist in ihrer Art über so ein paar Jahrzehnte geformt worden, weswegen es verdammt schwer ist, aus diesen Schuhen zu kommen. Aber wir blicken hinter ihre Fassade, wir verstehen einiges aus der Vergangenheit besser und deswegen ist mein Respekt für sie mehr und mehr gestiegen. Während die Schwesternbeziehung zu Summer auch immer schöner aufgearbeitet wird, so war ich eher überrascht, dass Kipp und Marina wenig bis gar keine Rolle spielten. Rob hat genau den Anteil bekommen, der für die Geschichte angemessen war, aber für Winters Entwicklung sind ihre Eltern eigentlich viel zentraler, weswegen das auch mein größter Kritikpunkt an „Fearless“ ist. Jetzt bin ich schon bei Silvers viertem Buch und wer meine anderen Rezensionen kennt, der weiß, dass ich mit ihren erotischen Szenen so meine Probleme habe. Sie sind mir für die Qualität der restlichen Entwicklungen immer etwas zu explizit und daher manchmal wie ein Bruch. Also auch positiv, dass ich das hier diesmal nicht so dominant fand. Die Art der Gestaltung passte zu Theo und Winter gut. Ich werde nie restlos begeistert sein, aber es war hier echt bislang am harmonischsten. Fazit: „Fearless“ beweist mir erneut, warum ich gerne bei Elsie Silver noch auf den Zug aufspringe. Sie kann Überraschungen, sie kann in allem viel Gefühl und hat echt ein Packan für ihre Figuren. Winter und Theo haben sich dadurch völlig überraschend in mein Herz gestohlen.