
Marcus Jordan
Immer komisch - wenn man es so schlecht fand, warum hat man es gelesen? In dem Fall habe ich drei Ausreden: Erstens hat es mir eine unendlich kluge Freundin empfohlen und ich freue mich schon auf den Streit darüber und muss deshalb in Betracht ziehen, dass ich mal wieder nichts verstehe. Zweitens sind es nur 200 Seiten. Drittens dreht der Erzähler irgendwie psychisch am Rad und landet in einer Alpenklinik und rennt nachts im Wald rum und das war bei mir auch so vor ein paar Jahren und das hat natürlich getriggert. Aber leider - ich kann nur warnen vor diesem Buch. Verstehe überhaupt nicht, wie so ein zufälliges Konstrukt, sprachlich limitiert und in seiner ganzen Motivation völlig nebulös, es so in den Fokus geschafft hat. Heilung brauch ich jetzt, wo ich fertig bin damit und denke als dramaturgische Medizin tut es ein Jerry Cotton Roman oder Tim und Struppi. Es tut mir wirklich leid, ich habe immer Respekt vor so einem kreativen Kraftakt, aber woher hier der innere und auch der externe Zuspruch gekommen sind, ist mir rätselhaft. Wie er mit seinem Kurschatten auf einem schneegeräumten Gebirgssee eisläuft und sie eine Stelle im Eis ganz glatt poliert und, siehe da, es kommt ein Karpfen just geschwommen und schaut sie an durch das Eis. Wie er Tau sammelt mit einer merkwürdigen Vorrichtung und den dann trinkt. Wie er einen Bären ersticht. Wirklich, wenn ich sage, es ist "fiebrig" oder "absurd", dann hätte ich es schon über Gebühr positiv gefärbt. Es ist ein wenig spannend. Aber eigentlich fühle ich mich wie ein literarischer Katastrophentourist.