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renee
Kreuzungen Die Trilogie Biographie einer Frau von Julia Schoch. Mit „Wild nach einem wilden Traum“ gibt es den langersehnten Abschluss dieser Trilogie. Ein absolut gelungenes Ende. „Das Vorkommnis“ und „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ waren die Vorgänger, in ihnen schaute die Autorin auf die familiären Bedingungen im Leben der Frau und ihren Ursprung, sowie auf ihr Eheleben. Jetzt in diesem Buch hier geht es um das Schreiben und um weitere Menschen/Männer, die Eindruck auf die Frau gemacht haben, die sie berührt haben. Wobei beide erwähnten Männer auch im Bezug zum Schreiben zu sehen sind. Wieder gelingt Julia Schoch ein Buch, welches mich tief berührt, nicht ausschließlich, weil ich Berührungspunkte finde. Sondern eher, weil mich die Denke der Schoch inspiriert. Menschen begegnen uns, berühren uns und inspirieren uns. Wer wären wir ohne diese Kontakte? Andere Menschen. Denn gerade diese Begegnungen, die uns einen Input geben, ermöglichen Veränderung. Der Soldat, der der erzählenden Stimme in jungen Jahren begegnet, weist ihr den Weg, bestärkt sie. So sehr, dass sie sich noch viele Jahre danach erinnert. Der Katalane, ein erfahrener Schriftsteller, der eine Ausstrahlung besitzt, die der erzählenden Stimme ein „Das möchte ich auch“ vermittelt. Mit dem sie Momente der Hingabe und des Rausches erlebt. Doch was war hier wichtiger, der Rausch oder die Begegnung? In der Entscheidung der erzählenden Stimme beim Verlassen des Autorencamps liegt die Antwort auf diese Frage. In der Rückbetrachtung des Geschehens schwingt die Frage nach der richtigen Entscheidung dazu mit, die der erzählenden Stimme dann durch die erneute Begegnung vermittelt wird. Absolut interessante Gedanken. Ihre Betrachtungen zum Jetzt, zur Liebe, zur Familie. Ich liebe das. Ich lese das Buch und bin auch bei meinen Wegkreuzungen, sinniere, denke, zerfließe. Und weiß, es war alles richtig so. Denn das Damals ermöglicht das Heute. Und die eine oder andere Träne?!?! Ja, was solls. Das zeigt, dass man lebendig ist, dass man fühlt und lebt. Letztendlich darf man nie vergessen, man ist immer involviert, entscheidet über das eigene Tun, im Moment und im Danach. Und dies lässt einfacher auf die Vergangenheit schauen. Doch nicht nur die Gedankenwelt der Schoch fasziniert mich. Ich denke auch unsere ähnliche Sozialisation verbindet. Dieses DDR-Ding. Uns trennt nur ein Jahr. Wir sind in der DDR aufgewachsen, sind von ihr geprägt worden, hatten aber das große Glück das Negative noch nicht völlig zu kennen. Dann kam die Wende, das Bekannte verschwand, das Neue tauchte auf und man musste sich einen neuen Platz suchen. Was uns gelungen ist. Die ein, zwei Jahre nach uns Kommenden waren zu jung für die DDR, wuchsen gleich in den Westen hinein und die ein, zwei Jahre Älteren lernten den Ernst des Lebens in der DDR und wurden dadurch geprägt, fanden ihre Nische, ihren Platz, bevor sie den wieder abgeben mussten und ein neues Plätzchen für sich finden durften. Was vollkommen andere Sichten und Stellungen ergeben kann. Hier finde ich für mich Berührungspunkte bei Julia Schoch und bei ihrem Sinnieren, was sie in ihren Romanen betreibt. Was wäre wenn? Wo wäre ich wenn? Wichtige Gedanken. Gedanken, die helfen können. Wenn man ihre Gewichtung genau überdenkt. In der Trilogie Biographie einer Frau, in „Das Vorkommnis“, in „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ und in „Wild nach einem wilden Traum“ entführt Julia Schoch in die Welt ihrer Denke, in die Welt ihres Fühlens und ich muss gestehen, ich habe diese Reise geliebt!