Profilbild von renee

renee

Posted on 14.2.2025

Annis`s Weg Jesmyn Ward ist mir schon mit ihrem Vorgänger „Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“ sehr positiv aufgefallen. Von daher freute ich mich auf diesen Roman hier natürlich sehr. Und das Freuen war begründet. Denn „So gehn wir denn hinab“ hat mir sehr gefallen. Wieder ist dieses Magische da. Und wieder entsteht dieser Zauber. Nur fühle ich mich diesmal direkt angesprochen und bin Feuer und Flamme für die Geschichte. Um was geht es also. Annis, eine junge Frau, eine Sklavin in den Südstaaten ist die Protagonistin dieses Buchs. Ihr Leben steht zentral. Anfänglich spielt sich ihr Leben auf den Reisplantagen South Carolinas ab, dann gelangt sie nach New Orleans auf eine Zuckerrohrplantage. Und das Grauen geht weiter. Doch auch in die Familie von Annis lässt die Autorin schauen. In South Carolina ist Annis noch mit ihrer Mutter zusammen, wird von ihr erzogen, erhält Einblicke in das Leben davor, denn ihre Großmutter Aza war eine afrikanische Kriegerin, bevor sie die Fallstricke des Lebens aus ihrem Leben reißen. Und diese Kriegertradition wird weitergegeben, von Aza an ihre Tochter und diese wiederrum gibt ihr Wissen an Annis weiter. Bis sie auseinandergerissen werden. Vom Plantagenbesitzer in South Carolina, der auch Annis Vater ist, wird die Mutter verkauft und damit die Mutter-Tochter-Bande getrennt, bevor auch Annis einige Zeit später dieses Schicksal ereilt. Sie hat es gewagt zu leben, zu lieben, trotz ihres schrecklichen Ists. Darauf reagiert der Plantagenbesitzer und die Reise nach New Orleans geht los. Eine zusammengekettete Sklavenkarawane wird brutal durch die nordamerikanische Wildnis von South Carolina nach New Orleans getrieben. Doch in Annis wohnt ein kriegerischer Geist, unterstützt wird diese Stärke noch durch die Geisterwelt der afrikanischen Sklaven, wobei in dieser Geisterwelt auch noch Einflüsse des indigenen Amerika zu finden sind. Eine wirklich wunderschöne und spannende Geschichte um die Kraft, die in uns wohnt, in uns wohnen kann. Trotz schrecklicher Situationen. Man muss diese Kraft nur in sich finden, wobei dieses nur recht einfach klingt. Denn einfach ist das Entdecken dieser mentalen Stärke natürlich nicht. Annis findet sie und gibt damit der Leserschaft ein positives, wie auch elektrisierendes Beispiel. Gepaart mit dieser gehörigen Portion Magischer Realismus ist dieses Buch eine wahre Augenweide für mich gewesen. Denn dieses Magische, dieses Mystische war und ist für mich ein fester Bestandteil in meinem Leben, schon seit einer langen Zeit interessiert mich die Ethnographie, interessiert mich das Ursprüngliche. Dass es in den alten Kulturen gab und teilweise noch gibt, siehe diese alten Götter in den neuen Religionen des amerikanischen Kontinents, die auf den Glauben der einstigen Sklaven beruhen. Siehe diese heidnischen Kulte, die es auch bei uns in Europa noch gibt, ich sage nur Pagan und Wicca. Dieses Alte und Ursprüngliche war nie weg, es hat sich nur zurückgezogen vor der Allmacht der großen Kirchen, der großen Glauben. Bei jedem zurückgezogen lebenden Volk findet man diese uralten Götter und Geister und auch bei uns finden sich Feste, die auf die alten Götter zurückgehen. Ich sage nur Ostern, das Hexenbrennen und Halloween. Dieses Buch hier, Annis Reise und Annis Weg ist spannend und eindringlich, beschäftigt sich mit dem Alten, dem Verdrängten und bietet in der Geschichte eine Ablenkung vom Jetzt wie auch eine Kraftquelle durch Annis Stärke. Der geschichtliche Aspekt kommt dann auch noch hinzu und der wichtige Blick auf die Schrecken der Sklaverei. Gegen das Vergessen möchte man schreien, besonders jetzt, wo man sieht was die Reaktionären gerade in den USA betreiben. So dass ich schlussendlich wirklich nur rufen kann: Bitte unbedingt Lesen!

zurück nach oben