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Buchdoktor

Posted on 14.2.2025

Die Mitternachtshändlerin Loulie al-Nazari hat ihre Eltern bei einem Angriff auf ihr Nomadendorf verloren und lebt bei Dahlia bint Adnan, der Wirtin der Taverne. Im Tausch für Unterkunft und Verpflegung arbeitete Loulie, (die damals Layla gerufen wurde) zunächst als Kurierin für die Wirtin und lieferte ihr die jeweils neuesten Gerüchte, die man sich auf dem Souk zuraunte. Dabei hat Lulie gelernt, dass Wissen Macht ist. Loulies Gefährte und Beschützer ist seit Jahren der Dschinn Qadir, der auch in der Gestalt einer Eidechse auftreten kann. Gemeinsam mit Mazen bin Malik, einem der Söhne des Sultans, hat Loulie ein gefährliches Abenteuer zu bestehen, bei dem ein in einer Lampe eingeschlossener Zauber aus der märchenhaften Wüstenstadt Dhahab geborgen werden muss. Auch die Sultansfamilie stammt von Nomaden ab; die Wüste gilt in ihrer Kultur als Sandmeer. Kompliziert wird die Expedition nicht nur durch Angriffe wehrhafter Dschinne und Guhle, sondern besonders durch den Pakt zwischen Mazen und seinem Bruder Omar, der den Jüngeren zwingt als Omar aufzutreten. Der dritte – bescheiden als Kartograf im Sultanspalast arbeitende – Bruder Hakim liefert die herausragend gezeichnete Landkarte für das Abenteuer. Loulie und Mazen haben als Kinder beide von ihren Müttern Märchen erzählt bekommen, mit denen ihnen Kultur, Geschichte und Benimm vermittelt wurde. Wichtiger Bestandteil in Chelsea Abdullahs Fantasy-Trilogie sind Wissenstransfer durch Geschichten-Erzählen und die Figur des Alten Rhuba als Erzähler, dem Mazen bis heute gern zuhört. Zu diesem Thema erhoffe ich mir mehr in den Folgebänden. Wie eine zweite Spur zieht sich die moralische Frage durch die Geschichte, wie ehrenhaft es sein kann, dass die herrschenden Nomaden ihren Reichtum buchstäblich auf dem Blut der Dschinn gebaut haben und es bis heute als Heilmittel benutzen. Unter der Spezies Dschinn gibt es männliche, weibliche und nonbinäre Figuren, die an wenigen Stellen mit den entsprechenden Personal- und Possessiv-Pronomen und Adjektivendungen versehen werden (sies Rumpf und siese Beine). Da Geschlechtsidentität in diesem Band bisher für die Handlung belanglos und auch für die Figuren kein Gesprächsthema ist, fand ich die Bildung neuer Pronomen im übersetzten Text für den Lesefluss nur störend. Mit Palast, Markt, Taverne, Wüste als Schauplätzen, sowie Loulies Auftreten im prächtigen Mitternachtshändlerinnen-Gewand schafft die Autorin eine märchenhafte Atmosphäre. Getoppt wird das Setting von der Fähigkeit der Handelnden, in andere Gestalten zu wechseln und dem Geheimnis um die Vergangenheit der menschlichen Figuren. Loulie und die Söhne des Sultans sind um die 20 Jahre alt und der Autorin im Alter nahe. Dass Loulie Waise ist, Mazen und seine Brüder mutterlos aufwachsen, schränkt das Personal des ersten Band leider stark auf circa 20-jährige Figuren ein, so dass er eher wie Jugendfantasy wirkt. Als erwachsene Fantasy-Leserin wird mir im „Sternenstaubdieb“ gemesssen am Umfang von fast 600 Seiten zu viel behauptet und als gegeben vorausgesetzt, anstatt es zu beschreiben. So fand ich eine mehrtägige Expedition in die Wüste zu Pferd unglaubwürdig, solange nicht beschrieben wird, wie die Pferde unterwegs gefüttert und getränkt werden und wer für sie verantwortlich ist. Fantastik sollte die Logik nicht außer Kraft setzen. Fazit Den Anspruch, mir die Wüste als Lebensraum und die Kultur eines Nomadenvolks zu vermitteln, hat der Einstiegsband der Sandmeer-Trilogie nicht erfüllt. --- Serieninfo: Band 1 von 3

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