Profilbild von Fina

Fina

Posted on 14.2.2025

Gestaltung: Das Cover finde ich sehr schön, obwohl es so dunkel gehalten ist. Die Oberfläche des Covers fühlt sich gummiert an, was haptisch beim Lesen sehr angenehm war. Die folierten Goldelemente mit typisch ägyptischen Symbolen passt natürlich perfekt und auch der ergänzende Farbschnitt ist sehr gelungen. Als kleines Extra hat das Buch sogar innen noch einige schwarz-weiße Illustrationen, die immer passend zur Geschichte eingewoben sind - super schön. Ich mag die Gestaltung sehr und bin schon gespannt, wie der Farbschnitt von Band 1 und 2 zusammen im Regal aussehen wird. Darum geht's: Inez bekommt von den Abenteuern ihrer Eltern in Ägypten immer nur aus Briefen und Erzählungen zu hören, bis ihre Eltern eines Tages nicht mehr nach Hause kommen - sie sind bei einer Expedition in der Wüste verschwunden und unauffindbar. Inez reist selbst nach Ägypten, um dem Verschwinden ihrer Eltern auf die Spur zu kommen. Ihr Onkel Ricardo zeigt sich erst mal nicht begeistert, seine impulsive Nichte mit auf Forschungsreise zu nehmen, doch letztlich schafft Inez es, mit ihm uns seinem Kollegen Whitford Hayes auf den Spuren von Kleopatra zu wandeln. Dabei kommt sie nicht nur dem Verschwinden ihrer Eltern auf die Spur, sondern gerät auch immer wieder mit dem unerhört attraktiven Whit aneinander... Idee/ Umsetzung: Über Ägypten habe ich bisher, sei es Roman oder Sachbuch, wenig gelesen. Nur ab und an gibt es Elemente der ägyptischen Mythologie in Fantasyromanen, wie es z.B. in Marah Woolfs Atlantis Chroniken der Fall ist. Deshalb war ich sehr gespannt darauf, wie Isabel Ibañez dieses Thema aufgreifen wird und ob es anschaulich und atmosphärisch beschrieben wird. Die Geschichte beginnt in Buenos Aires, wo Inez die meiste Zeit des Tages darüber nachdenkt, was ihre Eltern in Ägypten gerade tun. Wir befinden und im späten 19. Jahrhundert und es erscheint erstmal unmöglich für eine junge Frau, allein nach Ägypten zu reisen. Doch Inez ist eine mutige junge Frau und schafft es mit wachem Verstand und einem ausgeklügelten Plan allein nach Kairo. Obwohl ihr immer wieder Widrigkeiten begegnen - sei es durch ihren zwielichtigen Onkel Ricardo oder auch Whitford Hayes - setzt Inez ihren Kopf durch. Allein an dieser Grundidee habe ich schon großen Gefallen gefunden, ich mag es sehr gerne über junge clevere Frauen zu lesen, die ihrer Zeit voraus sind und sich gegen die Konventionen stellen. Falls jemand Audrey Rose aus der "Stalking Jack the Ripper" Reihe von Kerri Maniscalco kennt, Inez hat mich immer wieder an sie erinnert. Inez ist schlagfertig und kommt nur mit etwas Dreistigkeit voran, was ich sehr bewundernswert fand. Das ägyptische Setting hat die Autorin ganz hervorragend eingefangen. Wir haben vorne im Buch eine Karte Ägyptens und klappern erstaunlich viele verschiedene Orte des Landes ab. Sei es das wuselige Kairo und seine Basare, eine Schifffahrt den Nil entlang oder das bekannte Tal der Könige - Isabel Ibañez hat die Atmosphäre unheimlich gut rübergebracht. Da Inez' Eltern Artefakte suchten und auch ihr Tio Ricardo Forscher ist, finden wir uns auch auf der ein oder anderen Ausgrabung wieder und entdecken so manchen Tempel und Schatz von vor tausenden von Jahren. Wer also gerne viel Ägypten möchte, der ist hier genau richtig. Dabei ist der Fantasyanteil der Geschichte recht gering, weshalb ich hier gerne von Low-Fantasy spreche. Wir haben magische Gegenstände, die gewisse Fähigkeiten inne haben und sehr praktisch sein können. Viel mehr Fantasy gibt es aber nicht, sodass der Fokus eher auf dem Setting und dem Plot liegt, ohne dass die Gegenstände eine riesige Rolle spielen. Ich fand das gerade schön, da wir so viel mehr Raum für die Handlung und die Protagonisten haben, und dennoch haben wir eine Prise Magie, die es besonders macht. Figuren: Zu Inez habe ich schon einiges gesagt, sie trägt die Handlung des Buches und war eine tolle Protagonistin, auch wenn sie manchmal sehr stur und ein bisschen nervig sein kann. Die weiteren Figuren haben auch ihre Ecken und Kanten, aber wem kann man eigentlich trauen? Die Autorin sät viel Zwietracht und ich wurde nicht nur einmal überrascht, dass jemand sein wahres Gesicht zeigte, von dem man dachte, er sei ein guter Mensch und auf Inez' Seite. Die Liebesgeschichte mit Whit ist sehr subtil und der Inbegriff von Slowburn. Ich mochte sie deshalb aber umso mehr, weil sie nebenbei erzählt wird und es knisternde Momente gibt sowie richtig guten Schlagabtausch. Ich freue mich sehr, die Charakterentwicklungen im 2. Band weiter zu begleiten, es ist noch viel Potenzial da. Ende: Das Ende hat mich erst mal mit offenem Mund dasitzen lassen und ich war überrascht, geschockt und hatte sofort den Impuls, weiterlesen zu wollen. Das ist auf Deutsch leider erst ab dem 01.09. möglich, aber ich bin in jedem Fall wieder dabei, da die Geschichte von vorne bis hinten eine tolle Unterhaltung geboten hat. Fazit: "What the River knows" ist eine wunderschöne, atmosphärische Low-Fantasy mit einer toughen Protagonistin, die allen Widrigkeiten strotzt und ein einmaliges Abenteuer im historischen Ägypten erlebt. Ich kann Euch allen nur empfehlen, Inez auf dieser Reise zu begleiten und die Geheimnisse des Nils mit ihr zu ergründen. Romantasy-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten!

zurück nach oben