
stricki
Der Liebesexperte In diesem Zug sitzen sich Catrin und Eduard gegenüber. Eine lange Bahnfahrt, man kommt ins Gespräch. Er will eigentlich seine Ruhe, sie will ihn lieber ausquetschen, denn er ist Liebesromanautor, also Experte in Sachen Liebe, dazu noch langjährig verheiratet. Sie sieht die Sache mit Beziehungen eher skeptisch und erhofft sich Antworten von ihm. Die Zeit und mehrere Piccolofläschchen Wein und Sekt lockern die Zungen und Eduard verfällt dem Charme der "mittelalten, durchtrainierten Psychologin", zumindest ein bisschen, also der sauertöpfische, zugeknöpfte ältere Herr mit langjähriger Schreibblockade lässt sich dazu hinreißen, von sich und seiner harmonischen Ehe mit Ehefrau Gina zu erzählen. Kann er es doch nicht glauben, dass Catrin keines seiner Bücher gelesen hat, wo er doch ein berühmter Schriftsteller ist. Oder war. Ich liebe reduzierte Romane - der Dialog zweier Menschen ist ein Klassiker, und dass Glattauer dieses Genre beherrscht, hat er ja in "Gut gegen Nordwind" bewiesen. In seinem neuen Roman geht er es aber klamaukiger an, das Buch durchzieht eine gewollte Lustigkeit die mir gerade Trend zu sein scheint. Zu meinem Leidwesen, das wäre nicht nötig gewesen, die Geschichte dümpelt vor sich hin, ganz amüsant, aber ohne Höhen und Tiefen, Spannung oder Drama. Ich hatte mir Vielschichtigeres a la "Die spürst du nicht" versprochen. Sprachlich gut geschrieben ist es eine nette, leichte Lektüre für eine Bahnfahrt.