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Buchdoktor

Posted on 13.2.2025

Mit Münster, Synagoge, Stadtpark und Lokalzeitung ist das fiktive Ginsterburg keine kleine Stadt. Mit Focus u. a. auf die Buchhändlerin Merle, den Lokalreporter und Weltkriegsveteranen Eugen, den Blumenhändler Gürckel, deren heranwachsende Kinder, samt Exkursen zur Kampffliegerei (historische Vorbilder siehe Lothar Sieber und Ernst Bachem) und zum Jahrmarktsmilieu erzählt Arno Frank über das gebildete Kleinbürgertum des Ortes während des Nationalsozialismus. Im Prototyp einer deutschen Kleinstadt haben sich kleine und große Gewerbetreibende mit dem Nationalsozialismus arrangiert und glauben, ihr persönliches Schäfchen ins Trockene gebracht zu haben. In drei Romanteilen 1935, 40 und 45 spielend, legt Merles gewissenhafter Sohn Lothar eine erfolgreiche Karriere als Kampfpilot hin und verliebt sich in Eugens Tochter, Gärtnereibesitzer Gürckel steigt zum Kreisleiter auf, während seine Frau Henriette in Berlin nach Höherem strebt. Ein Epilog führt ins Ginsterburg des Jahres 2025. Arno Frank zeigt eine Gesellschaft, die ihren Untergang vorbereitet, obwohl die körperlich und psychisch versehrten Veteranen des Ersten Weltkriegs sie eines Besseren hätten belehren können. Die Konstruktion aus drei Zeitabschnitten führt leider zum Abtreten einiger Figuren und lässt einige Schicksale nur angedeutet zurück. Fazit Die Stützen der Ginsterburger Gesellschaft zeigen hier wie beim Blick durch eine Lupe das Bild des Nationalsozialismus, Antisemitismus und ihr daraus resultierendes eugenisches Weltbild - mit erschreckenden Parallelen zur unmittelbaren Gegenwart. 4 1/2 Sterne

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