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marcello

Posted on 13.2.2025

Wenn das Jahr schon so chaotisch und teilweise auch beängstigend losgeht, dann braucht man Cozy Romance mehr denn je. Bei Isabell Bennett, die für den deutschen Buchmarkt ein Neuling ist, hat mich dann neben den schönen Farben des Covers auch die Alpakafarm im Klappentext angesprochen. Da ich selbst erst im vergangenen Jahr bei einer Wanderung dabei war, war ich sehr gespannt, wie es fiktional umgesetzt wird. Ich bin also enthusiastisch in die Geschichte reingegangen, musste aber für meinen Teil irgendwann feststellen, dass mir der gesamte Aufbau sowie Entwicklungen, Stilistik etc. doch insgesamt einfach zu oberflächlich sind. Auch wenn bei Cozy Romance dieser Eindruck immer latent vorhanden ist, so würde ich dennoch sagen, dass es dennoch eine Skala gibt und „Love Will Find You“ war für mich eher am unteren Spektrum, was ich nun auch genauer begründen möchte. Ein Grund ist für mich, dass die Perspektiven für mich nicht annähernd gerecht verteilt waren. Das Buch arbeitet in der Tendenz mit kürzeren Kapiteln, was für mich kein Kritikpunkt ist, weil es gut durch die Handlung treiben lässt. Aber dann kommen teilweise schon mal längere Kapitel (auch für Noah), was es aber umso auffälliger macht, dass Noah recht viel sehr, sehr kurze Kapitel hat. Da hatte ich ein wenig den Eindruck, dass Bennett zu ihm nicht viel eingefallen ist und sie ihn aber immer mit ein paar Gedanken dazwischen geschoben hat, damit wir nicht vergessen, dass er auch noch da ist. Das mag jetzt etwas übertrieben klingen, aber Noah war für mich als Figur leider deutlich unterdurchschnittlich entwickelt und aufgebaut. Seine ganze Geschichte bestand eigentlich nur aus Harper und die Familientragödie wurde dann auch eher über die Brüder transportiert. Leider einfach schade, wenn dann so der Funke zu der Figur nicht überspringen kann, denn so leidet dann auch die gesamte Liebesgeschichte. Emma war als Figur durchaus ausgearbeiteter, auch weil wir viel mehr Einblicke in ihr Innenleben bekommen hat. Letztlich wirkt aber auch ihr Leben seltsam abgeschnitten. Selbst wenn Teile bewusst für die Spannung zurückgehalten werden, aber auch später ist es schwer, sich Emmas Leben vor Berryfield vorzustellen. Auch ihre Eltern werden mal erwähnt, doch sie an einem anderen Fleck auf der Erde lebend muss ja kein Kontaktabbruch bedeuten. Das sind leider alles so Lücken, die für mich offen geblieben sind. Wenn wir dann aber das Vorleben ausklammern, dann war Emma die Figur, zu der ich leichter Zugang erhalten habe. Ich fand es beachtlich, wie sie sich ein Leben aufgebaut hat, das mit den Alpakas und wie intensiv sie eingebunden wurden, das hat auch Spaß gemacht. Es waren hier also echt die Kleinigkeiten, die mich bei Laune gehalten haben. Ich mochte auch die Wanderungen, weil ich so eine Vorstellung der tollen Landschaft dort bekommen habe und weil es generell zur ganzen Stadt und den Figuren mit der Naturverbundenheit passte. Kommen wir dann jetzt nochmal zum Handlungsverlauf. Auch wenn Noah an sich schon eine Hürde darstellte, aber ich fand es auch schade, wie schnell alles ging. Erst totaler Gegner, alles kritisieren und dann zack, alles super, ich lasse alles für dich stehen und liegen. Das Tempo passte so einfach nicht. Gerade weil die Geschichte sich Zeit für die intensiven Momente nimmt, ist es schade, wenn das nebenher wie auf der Autobahn wirkt. Gerade zum Ende hin haben sich für mich dann auch die Ereignisse überschlagen und es wurde stellenweise eine Dramatik ausgepackt, die es wieder komisch gemacht hat. Stichwort Lottie und Adrian. Insgesamt war in der Geschichte viel verpackt, was anders ausgearbeitet mich viel besser unterhalten hätte. Fazit: „Love Will Find You“ hat mich leider nicht so gepackt wie erhofft. Auch wenn die Erwartungshaltung bei Cozy Romance sicherlich sehr eigen ist, aber so oberflächlich hätte es insgesamt nicht sein müssen. Im Hier und Jetzt war vieles völlig okay, oft auch unterhaltend und mitreißend, aber die Figuren schienen keine Vergangenheit zu haben. Bei den zahlreichen Kritikpunkten bin ich mir nicht sicher, ob ich Isabell Bennett für mich so schnell noch auf dem Schirm haben werde.

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