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gwyn

Posted on 12.2.2025

Louise Grütter, eine Schweizer Mutter, Bäuerin, Bedienstete; die Muse des Schweizer Maler Cuno Amiet – ihr Körper, sein Objekt. Das berühmte Brustbild zeigt die Bäuerin Louise Grütter, die in der Nachbarschaft von Cuno Amiet (1868–1961) und seiner Frau Anna auf der Oschwand lebte, einem malerischen Ort in den Berner Buchsibergen. Für eine gewisse Irritation sorgte damals ihre entblößte hängende Brust. Sie unterstützte Cuno und Anna bei Haushaltsarbeiten und sie diente Cuno ab 1905 häufig als Modell: als Schwangere, als Stillende, als junge Mutter, als Arbeitende wie mehrere Ölgemälde und eine Gruppe von Pastellen und Zeichnungen beweisen. Später entstanden auch experimentelle Halbakte. Cuno Peter Amiet (* 28. März 1868 in Solothurn; † 6. Juli 1961 in Oschwand) war ein Schweizer Maler, Zeichner, Graphiker und Bildhauer, der sich der Dresdner Künstlergruppe «Brücke» anschloss. Er hatte in München Kunst studiert. Im Musée du Luxembourg entdeckt Amiet 1890 für sich mit Édouard Manets Gemälde Olympia, die künstlerische Moderne, insbesondere den Impressionismus. «Pracht, Stärke und Einfachheit», wie er über Manets Werke sagte. 1892 reiste er in die Bretagne zur Künstlerkolonie Pont-Aven. Sein einjähriger Aufenthalt dort wurde für ihn zum künstlerischen Erweckungserlebnis. Hier entdeckt er die Malerei von Paul Gauguin, macht Bekanntschaft mit Vincent van Gogh, Paul Cézanne und tauschte sich mit internationalen avantgardistischen Künstlern aus. Er begann, mit reinen Farben zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1893 setzt Amiet die stilistischen Anregungen aus Pont-Aven in eigenständiger Weise um. Seine Farben hatten an Leuchtkraft gewonnen. Er steigert die koloristische Wirkung seiner Bilder durch Komplementärkontraste. Die erhoffte Anerkennung durch das Publikum blieb aus, sein avantgardistischer Stil wurde von vielen nicht verstanden. 1906 erhielt er die Einladung, der Künstlergruppe «Brücke» beizutreten (Expressionisten). 1908 bis 1911 stellte Amiet seine Arbeiten in verschiedenen Ausstellungen in Zürich, Wien, München, Berlin, Köln und Rom aus. 1931 gingen über 50 seiner Gemälde in Flammen auf, als in München der Glaspalast durch einen Brand zerstört wurde, vorwiegend Frühwerke. 1937 wurden einige seiner Arbeiten durch die Nazis als «entartet» gebrandmarkt, beschlagnahmt und teilweise ins Ausland verkauft. Er wird oft als «Bonnard der Schweizer» bezeichnet. Beeinflusst wurde er von den Malern des Post-Impressionismus, unter anderem Paul Gauguin, Émile Bernard und Paul Sérusier, aber auch von Ferdinand Hodler und Giovanni Segantini. Dinah Wernli, Künstlerin, fragt sich heute: Wer war diese Frau, die Amiet immer wieder Modell stand? «Louise» ist das Porträt einer Frau aus einer anderen Zeit, deren Körper für immer festgehalten wurde, deren Stimme aber schon längst verstummt ist. Inspiriert durch Cuno Amiets Gemälde entwickelt Dinah Wernli eigene Werke zu Louise und erzählt mit ihnen als Graphic Novel in ihrem Debut die Geschichte der Bäuerin. Ein neues Jahrhundert bricht an. Eine Bäuerin, die weiß, was sie zu tun hat, und ihren Platz kennt. Plötzlich taucht ein Herr auf, zieht in die Nachbarschaft und fragt sie, ob er sie malen dürfe. Sie willigt ein, ein Zubrot kann nicht schaden, und sie steht dem Schweizer Maler Cuno Amiet in den folgenden Jahren regelmäßig Modell, geht somit in die Ewigkeit ein. Ein zärtliches Denkmal an all die Generationen von Frauen, die als Gemälde in die Kunstgeschichte eingingen, über die wir aber gleichzeitig so wenig wissen. Erst durch Cuno Amiets, heute durch Dinah Wernlis Blick gesehen, machen wir uns heute ein Bild von Louise. Die Fondation Cuno Amiet unterstützt Projekte zur Förderung des Interesses der Allgemeinheit an Kunst und Kultur in der Schweiz. Das Buchprojekt «Louise», dessen Wurzeln in Cuno Amiets Schaffenswerk liegen, hat die Stiftung durch seine Authentizität überzeugt und zur Unterstützung bewegt. Die Illustrationen von Dinah Wernli sind teilweise Neuinterpretationen der Originalbilder von Cuno Amiet. Größtenteils zeigen sie aber ihre eigenen Vorstellungen vom Leben der Bäuerin Louise Grütter, versehen mit knappen Bildunterschriften. Mich haben die Zeichnungen begeistert. Teils Aquarelle, teils Mehrfachtechnik mit wasserlöslichen Farben, arbeitet sie mit breitem Pinselstrich. Leuchtende Farben, wechselnde Perspektiven vom Weitwinkel in den Zoom – alles ist wuchtig. Farbprächtige Wirkung durch Komplementärfarben. Landleben, harte Arbeit, Mutter sein, Modell stehen. Der Lebenslauf der Louise Grütter als Bildergeschichte, die mit kurzen Texten angereichert ist – die Bilder wirken für sich allein. Mich hat dieses Buch völlig begeistert und ich bin total verliebt in die Arbeiten von Dinah Wernli. Es ist eine Hommage an die Landfrauen, die Bäuerinnen, die eine harte Arbeit verrichten mussten, gleichzeitig ihren Job als Mutter und Hausfrau verrichteten – und gleichzeitig stolze Frauen blieben, schöne Frauen. Kunstfreunde werden ihre Freude an diesem Band mit Sicherheit haben! Empfehlung!

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