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gwyn

Posted on 12.2.2025

«Sie waren fünf Meilen durch felsiges Gelände gewandert, um zur McAlpine Familien-Lodge zu gelangen. Die gab es schon so lange, dass Will bereits als Kind von ihr gehört hatte. Er hatte davon geträumt, eines Tages hierherzukommen. Kanu fahren, Stand-up-Paddeln, Mountainbiking, Wandern, Marshmallows an einem Lagerfeuer rösten. Dass er diesen Ausflug nun mit Sara machte, dass er ein glücklich verheirateter Mann in den Flitterwochen war, brachte ihn noch mehr zum Staunen als sämtliche Sterne am Himmel.» Ridgeview Lodge, am Anfang des Appalachian Trail in den Bergen Georgias, ist ein luxuriöses Anwesen, perfekt zum Ausspannen in der Natur. Maximal 12 Gäste in 6 abgelegenen Hütten können hier wandern, fischen, Kanu fahren, schwimmen oder schlicht ausspannen. Will Trent, Ermittler im Georgia Bureau of Investigatio und Sara Linton, Medical Examiner, verbringen hier ihre Flitterwochen. Doch gleich am ersten Abendessen müssen die Gäste einem heftigen Familienstreit beiwohnen, den die Besitzer der Loge offen austragen, als sie allesamt die Managerin der Lode, Mercy, beschimpfen. Wenig späterfinden sich Will und Sara plötzlich inmitten einer Mordermittlung wieder, als sie Mercy am See ermordet auffinden. Ihr Teenagersohn ist seit diesem Zeitpunkt verschwunden. «Mercy McAlpine lag im seichten Wasser, kleine Wellen hoben und senkten die Schultern, als würde sie fortwährend die Achseln zucken. Ihr Kopf ruhte auf einer Ansammlung von Steinen, sodass Mund und Nase aus dem Wasser ragten. An der Oberfläche treibende Strähnen des blonden Haars verliehen ihr eine ätherische Wirkung – ein gefallener Engel, ein verblassender Stern.» Die Geschichte springt nun 12 Stunden zurück. Familiensitzung. Jeder von ihnen hält einen Anteil und das Oberhaupt der Familie McAlpine, der Vater, will die Lode verkaufen. Es springt viel Geld dabei heraus. Mercy ist empört, denn ihr ganzes Herz hängt an diesem Job; es ist ihre Heimat. Es sieht so aus, als könne der Vater genügend Stimmen auf sich ziehen. Da platzt es aus Mercy heraus: Jeder von ihnen, bis auf ihren Sohn, hat Dreck am Stecken. Und sie kenne die ganzen kleinen Geheimnisse, die jeden einzelnen in den Knast bringen kann. Sollte die Lode verkauft werden, habe sie keine Skrupel, das alles auszuplaudern. Hatte sie damit ihr Todesurteil gesprochen? Oder war es einer der Gäste, die ja auch nicht alle ganz koscher sind? «Vier andere Paare und ein männlicher Single wohnten in der Lodge. Die Familie McAlpine logierte im Haupthaus. Ohne Will und Sara waren die Gäste in fünf der zehn Hütten untergebracht, die fächerförmig um den Speisesaal angeordnet waren. Damit befanden sich insgesamt achtzehn Menschen auf dem Gelände.» Will hat sofort einen Verdächtigen im Visier, den Mann, der ihn im Kinderheim damals traktierte, ein brutaler Sadist! Der hatte Mercy geheiratet, gehört zur Familie. Sie hatten den jugendlichen Ausreißer aufgegabelt, als er aus dem Heim abgehauen war und ihn großgezogen. Mercy hatte sich von dem brutalen Kerl wieder scheiden lassen, doch so ganz kommt sie nicht von dem Vater ihres Sohnes los. Gut dass eine Rechtsmedizinerin vor Ort ist und erste Untersuchungen anstellt, bis der Coroner vor Ort ist, denkt sich Will. Der Sheriff lehnt die Hilfe von Will ab, was den nicht daran hindert, weiter zu forschen, denn der Sheriff hat es überhaupt nicht eilig, irgendwelche Befragungen zu beginnen. Und schon reisen die ersten Gäste ab. Schnell ist klar, wer in dieser Stadt das Sagen hat. Wills Vorgesetzte Amanda und seine Kollegin Faith rücken an, die er um Hilfe gebeten hatte; denn Mord ist kein Job für den Sheriff. Stück für Stück werden alle Charaktere aufgeblättert. Und das macht Karin Slaughter wie immer exzellent. Dieses Mal hatte der Krimi ein wenig Anlaufschwierigkeiten in der Spannung, doch das steigert sich schnell. Es gibt genügend Verdächtige und immer wieder Wendungen. Eine schreckliche Familie, eine Mercy, die ihr gesamtes Leben nur gelitten hat, üble Dinge erlebte. Gewalt und Missbrauch gehören in dieser Familie zum guten Ton. Hier werden typisch amerikanische ländliche Strukturen beschrieben: Das Gesetz haben die in der Hand, die die Region beherrschen – und da hat niemand hineinzureden. Eine spannende, interessante Story, nichts für zarte Nerven. Ohne Frage ein guter Krimi, ein Countrynoir; aber Karin Slaughter hat schon bessere Copkimis abgeliefert. Trotz Startschwierigkeit ein prima Whodunnit, Mysterykrimi. Karin Slaughter ist eine der weltweit berühmtesten Autorinnen und Schöpferin von über 20 New York Times-Bestseller-Romanen. Dazu zählen »Cop Town«, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller »Die gute Tochter« und »Pretty Girls«. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ihr internationaler Bestseller »Ein Teil von ihr« ist 2022 als Serie mit Toni Collette auf Platz 1 bei Netflix eingestiegen. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+, weitere filmische Projekte werden entwickelt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+.

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