
sursulapitschi
Dies ist ein trauriges Buch. Es geht um die Reste einer Familie. Perfekt war ihr Familienleben noch nie aber inzwischen überleben sie nur noch, Philipp und sein Vater Lothar. Philipp steht kurz vor dem Abitur findet aber zunehmend Spaß am Kiffen auf dem Friedhof, statt zu Hause zu büffeln und Lothar vergräbt sich in seiner Arbeit. Für Fantasie, Spaß und Gefühle war Astrid zuständig in ihrer Familie, aber Astrid ist nicht mehr da. Astrid, mit all ihren verrückten Ideen, ist verrückt, nicht nur überspannt, richtig verrückt und das macht das Leben abwechslungsreich aber auch unberechenbar. Lothar kam damit nicht klar und Philipp ist zutiefst verunsichert schon seit frühester Kindheit. Das alles wird hier ausgebreitet und feinfühlig präsentiert in diesem ganz speziellen Erzählstil, der mir schon in „Nordstadt“ so gefallen hat, originell, witzig, eigen und dabei doch voller Weisheit. „…er dachte ununterbrochen an den Sex mit Mascha. Er war, wie ihr Pony versprach: Anders! Anders! Anders! Er konnte ihn mit nichts, das er zuvor erlebt hatte, vergleichen. Man verglich ja auch nicht Chopin mit Backofenpommes. Und beides war geil. Philipp freute sich über diese Einsicht.“ Die Atmosphäre ist dicht und tieftraurig, obwohl es humorvoll erzählt ist. Hier geht es um ein Drama ohne Handlung, eine vertrackte Situation ohne Ausweg, die unendlich belastend ist, die aber auch lichte Momente bekommt durch jede Menge originelle Sidekicks. Philipps Freund Lorenz hat für alles den richtigen Spruch, Oma Lotte ist speziell, aber verlässlich und Onno, ist wohl einfach Onno, der Einzige, der mit Astrid klarzukommen scheint. Vielleicht hätte ich mir die Spur mehr Handlung jenseits von Philipps Schüleralltag gewünscht, der ist schon arg dominant, aber ein tolles Buch ist es trotzdem. Es ist ein intensives Erlebnis, ein Buch zum Lachen und Weinen, witzig, traurig und sehr besonders.