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kupfisbuecherkiste

Posted on 11.2.2025

Als Joe Tournier den Zug am Gare du Roi in Londres verlässt, ist er irritiert. Vollster Überzeugung, dass in England englisch gesprochen wird, muss er erkennen: nein, in London wird französisch gesprochen, die Ortsbezeichnungen sind ebenso französisch. Während er erst noch an einen Scherz glaubt, wird er von einem Mann vor Ort angesprochen. Der will ihm helfen, und Joe muss erkennen: er weiß nicht mal mehr, wie er heißt. Der Mann bringt ihn in eine Klinik, und doch merkt Joe schnell: hier stimmt was gar nicht, und alles fühlt sich falsch an. Als er bei einer fremden Familie landet, die ihn als vermeintlich vermissten Leibeigenen behält, bekommt er eine Karte zugestellt mit dem Hinweis, er solle nach Hause kommen, wenn er sich erinnert. Er macht sich zeitnah auf die Suche nach dem Leuchtturm, der auf der Karte abgebildet ist. Der Zufall will es, dass er sogar Leuchtturmwärter wird auf der kleinen Insel, auf der der Leuchtturm steht. Am Strand findet er eines Tages einen seltsamen Mann, der Joes Leben für immer verändern wird, und ihn auf die Spur seines Geheimnisses bringt. Doch dafür muss Joe mehrfach in der Zeit reisen. Es beginnt ein Abenteuer, das seines Gleichen sucht. Dieses Buch über den Leuchtturm an der Schwelle der Zeit hat mir bisher von Natascha Pulley am Besten gefallen. Und doch hatte ich Schwierigkeiten mit der Geschichte. Der Beginn des Buches hat mich angelockt, und mich abtauchen lassen in eine Welt, die mir sehr angenehm erscheint. Die Welt, die wir als erstes erleben, ist sehr viktorianisch angehaucht. Die Verzweiflung, die Joe begleitet, ist fast persönlich spürbar. Was passiert, wenn wir unsere eigene Identität verlieren? Als sich Joe auf die Reise begibt, um mit seinem neuen Begleiter sich auf die Suche nach seinem wahren ich zu begeben, bin ich leider aber auch wieder ausgestiegen. Das Setting selbst ist immer noch für mich eine Wohlfühlatmosphäre, und doch hat mich die weitere Reise fast schon gelangweilt. Der Beginn der Reise, bis Joe mit aufs Schiff steigt, ist für mich noch interessant. Die Reise, aber die Abenteuer, die zur Aufklärung des Falles beitragen, ziehen sich für mich wie Kaugummi, und ich hatte das Gefühl, die zweite Hälfte des Buches hätte man deutlich einkürzen können. Ich bin gedanklich ausgestiegen. Ich konnte auch zum Schluss aufgrund der Zeitsprünge, die durch das Tor vor der Insel entstanden sind, irgendwann nicht mehr folgen und habe so den Faden verloren, wer wann zu wem wurde. Was ich jedoch mitgenommen habe aus dieser Geschichte, dass Joe seine wahre Liebe findet, auch wenn dies unter einem schweren Stern steht, da die Zeitreisen zur Folge haben, dass Joe immer wieder das Gedächtnis verliert. Der Hörbuchsprecher Jonas Minthe hat für mich dennoch das Hörbuch besonders gemacht. Seine Stimme fängt die Stimmung im Buch sehr gut ein, und er erzählt besonnen und sehr angenehm Natasha Pulleys Geschichte. Vermutlich hätte ich ohne ihn das Buch nach der Hälfte abgebrochen. Ein Buch, das für mich gut gestartet ist, aber dessen Sog mich nicht einholen konnte.

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