lynn
Nicht ganz überzeugt Ich bin ehrlich etwas zwiegespalten, was den Roman angeht. Einerseits fand ich die Geschichte vom Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Mir haben die Dialoge, der Aufbau der Szenen und die Beschreibung von Orten gut gefallen. Ich fand es auch sehr schön, wie Vergangenheit und Gegenwart verknüpft wurden und wie die Auszüge aus den Briefen eingearbeitet wurden. Andererseits hat mich das Konzept der Hass-Briefe an sich bis zum Schluss nicht wirklich überzeugt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie daraus eine positive Beziehung jedweder Art entstehen könnte. Und auch wenn ich die Idee ursprünglich ungewöhnlich und interessant fand, war ich doch überrascht, wie gemein die Briefe tatsächlich waren. Gerade die ersten Briefe, die ausgetauscht wurden, fand ich – vor allem für das Alter der Charaktere zu dem Zeitpunkt – schon ziemlich heftig. Dann gibt es noch einen großen Plot Twist, der allerdings für den Leser recht absehbar ist. Also gar keine so große Überraschung. Allerdings führt diese Wendung meiner Ansicht dazu, dass ein paar Dinge recht unrealistisch dargestellt werden, um in den Handlungsbogen zu passen. Zusätzlich entsteht dadurch auch ein Hin-und Her, welches meiner Meinung nicht dazu beiträgt, den zweiten Protagonisten wirklich gut kennenzulernen. Das fand ich schade, zumal er für mich mehr Tiefe hatte als Naomi. Sie ist sehr sympathisch, aber bei ihr haben mir dann doch die Ecken und Kanten gefehlt. Sie ist schön, erfolgreich, kauft sich ein Haus, kann auf Anhieb mit Tieren umgehen – ohne Erfahrung oder Anleitung, verstößt bei der Arbeit gegen eine wichtige Regel und wird dafür gefeiert. Große Charakterentwicklung habe ich auch nicht so richtig gesehen. Das fand ich sehr schade. Insgesamt eine eigentlich schöne Geschichte, die mich trotz interessantem Ansatz leider nicht vollständig überzeugen konnte.