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bella5

Posted on 9.2.2025

Mit „What the River Knows“ hat Isabel Ibanez den Auftaktband zur „Geheimnisse des Nil“- Dilogie vorgelegt. „What the River Knows“ entführt die Leserinnen und Leser in eine faszinierende Welt, die von magischem Realismus und spannenden Abenteuern geprägt ist. Genretechnisch ist das Ganze eine wilde Mischung. Man sollte den Roman aber besser nicht mit dem Blick eines Geschichtswissenschaftlers betrachten, da es einige Ungereimtheiten gibt. Stilistisch ist die Story nicht schlecht; allerdings werden in dem kolonialismuskritischen Werk, das im 19. Jahrhundert angesiedelt ist, auch heutige Wertvorstellungen untergebracht und die Charaktere sprechen nicht so, wie es Menschen um 1880 getan hätten. Wenn Sätze wie „Jeder verdiente einen Mindestlohn.“ (S. 90) fallen, muss man schmunzeln. Die Protagonistin der Geschichte, Inez Olivera, lebt bei ihrer Tante in Buenos Aires. Das Mädchen vermisst seine Eltern schmerzlich (sie sind lieber in Ägypten als in Argentinien). Als es die niederschmetternde Nachricht erhält, dass Vater und Mutter auf einer Expedition verstorben sind, gibt es für die temperamentvolle Inez kein Halten mehr - getrieben von Trauer und Neugier begibt sie sich (ohne Anstandsdame, verkleidet als Witwe) auf eine Schiffsreise nach Ägypten, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten – was geschah mit ihren Liebsten? Mit dem Tod der Eltern ist ihr eigenwilliger Onkel Ricardo (er führt selbst Grabungen durch) zum Vormund avanciert. Obwohl Inez noch auf ihrer Reise ein geheimnisvolles Artefakt gestohlen wird, will der Onkel die Protagonistin schnellstmöglich nach Hause schicken. Der Haudegen Whit (Die beiden liefern sich sofort hitzige Wortgefechte, die Motive des Helden werden erst im weiteren Handlungsverlauf enthüllt) nimmt Inez in Empfang; doch die Männer haben nicht mit dem Einfallsreichtum der Protagonistin gerechnet … Ein besonderes Highlight des Romans stellt das interessante Setting dar, mir gefielen auch die spanischen Einsprengsel sehr gut, die Illustrationen im Buch sind ein besonderes Bonbon, ebenso wie die verspielte Umschlaggestaltung. Zu Beginn der Geschichte wirkt die Protagonistin manchmal fast pubertär und trotzig. Schon bald wird eine Liebesgeschichte angeteasert. Es ist allerdings schade, dass das Enemies - to – Lovers Stilmittel nicht schrittweise eingebaut wird. Whit und Inez geraten sofort aneinander, ich hätte mir in dieser Hinsicht mehr Raffinesse gewünscht, da ich dieses Trope eigentlich mag. Die Figurenzeichnung hätte für meinen Geschmack filigraner sein dürfen. Die Erzählung kommt nicht ohne Längen aus, ich fand die Geschichte aber insgesamt interessant; stellenweise hatte ich sogar das Gefühl, einen Film zu schauen – die Pharaonin Kleopatra spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Fazit: Ich fühlte mich trotz kleiner Schwächen in der Gliederung der Geschichte gut unterhalten. Auf den zweiten Band der Jugendbuch - Reihe („Where the Library Hides“, erscheint im September 2025 auf Deutsch) bin ich schon gespannt.

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