
marcello
Es ist echt schon lange her, dass ich ein Buch von Kelly Moran gelesen habe. Im Grunde muss ich auch gestehen, dass ich kein treuer Fan geworden bin, denn selbst die „Redwood“-Reihe, mit der für mich alles losging, habe ich nicht bis zum Ende verfolgt. „Bookish Belles“ kam jetzt aber dennoch genau richtig, weil ich weiß, dass Moran für wohlige Gefühle steht und die konnte ich gerade gut gebrauchen. Wie bei jedem guten Weihnachtsfilm haben wir auch hier die Kleinstadt, die ihren Charme versprüht und das mit Mythen, Zusammenhalt und ganz viel Glaube an Zauber. Die Portion Magie hat hier zu dem Südstaatensetting echt gut gepasst, weil ich mir alles bildlich wunderbar vorstellen konnte. Auch die ganzen Andeutungen zu den drei Bookish Belles sowie den zukünftigen Bänden der Reihen hat für mich gut funktioniert, weil diese tiefe Vertrautheit, der Spaß und doch auch der Ernst haben einfach etwas in der Mischung, wo man gerne im Geschehen dabei ist. Jedoch muss ich tatsächlich sagen, dass mich der erste Band „Liebe hat tausend Seiten“ in der Paarung nicht so abholen konnte, was für mich vor allem an Graham lag. Relativ spät am Ende des Buchs gibt Rebecca eine Personenbeschreibung zu ihm ab und es tut mir leid, aber ich habe die mir präsentierte Figur darin nicht wiedererkannt. Ich fand ihn zwar keinesfalls problematisch, kein Bad Boy, keine Red Flags, aber er war für mich einfach langweilig und nichtssagend. Es kam keine Persönlichkeit rüber und dementsprechend war es schon sehr anstrengend, für das Paar richtig mitzufiebern. Das ist extrem schade, denn Rebecca hat mir als Figur sehr gut gefallen. Gerade angesichts ihres Schicksals habe ich gut nachvollziehen können, warum sie abseits von Vallentine ihr Glück versuchen wollte und warum sie sich trotz schrecklicher Jahre in der Großstadt lange nicht zur Rückkehr entscheiden konnte. Manchmal muss man eben weggehen, um zu erkennen, was man zurückgelassen hat. Zudem hat mir die Darstellung ihrer Krankheit und wie sie als Figur darüber denkt und damit umgeht, sehr gut gefallen. Es war kein übertrieben dominanter Aspekt, sondern es floss angemessen ein, was für mich auch das unterstrichen hat, was Betroffene oft berichten. Sie wollen von ihrer Krankheit nicht bestimmt werden, aber sie wollen auch Verständnis entgegengebracht bekommen. Im beruflichen Kontext war es dann aus Rebeccas Perspektive auch sehr mitreißend mitzusehen, wie sie die Zeitung ruckzuck zum Leben erweckt hat, weil sie alles mit ihrer Leidenschaft umgerissen hat. Dieser Teil hat mich anfangs auch etwas skeptisch gemacht, weil alles so leicht und flott ging und ich daher auf die Baustellen in der Geschichte gewartet habe. Die kleinen Teile, in denen man hängen bleibt und nicht mehr mit dem Lesen (oder in meinem Fall Hören) aufhören möchte. Aber es baut sich doch immer besser auf, zumindest was die dramaturgische Entwicklung angeht. Denn an Graham hat sich nichts verbessert. Durch Rebecca als Gegenpol in der Zeitung wurde schnell deutlich, dass das alles nicht seine Leidenschaft ist, auch der Besuch seiner Eltern hat eigentlich gezeigt, was er alles nicht ist und spätestens dann die finale Aktion von Graham hat mir dann gereicht. Auch wenn es ein wohlverdientes Happy End gibt, aber es tut mir leid, Moran hat mich mit Graham überhaupt nicht vom Hocker gerissen. Da ich „Liebe hat tausend Zeilen“ als Hörbuch hatte, habe ich mit Christiane Marx nur eine Stimme im Ohr gehabt. Das hat mich doch etwas überrascht, denn zuletzt hatten eigentlich alle Liebesgeschichten einen Mann und eine Frau, was ich durchaus auch angenehmer finde. Es ist nicht dramatisch, die männliche Perspektive von einer Frau vorgelesen zu bekommen, aber weil es menschlich schon mit Graham haperte, habe ich hier vielleicht noch deutlicher gemerkt, dass auch die männliche Stimme zur Identifikation fehlte. Unterm Strich ist Marx aber eine tolle Hörbuchsprecherin, die für mich Rebecca sicherlich ein Gesicht gegeben hat. Bei Graham war halt so schon viel verloren. Fazit: Es hat Spaß gemacht, noch einmal Kelly Moran zu entdecken, diesmal mit dem Auftakt zu den „Bookish Belles“. Leider hat mir Graham als männlicher Protagonist gar nicht gefallen, was schade ist, weil Rebecca eigentlich alles im Gepäck hatte, um eine tolle Liebesgeschichte zu erhalten. Also alle Voraussetzungen top, eine Figur passte aber nicht rein.