
Marius
Ein junger Mensch, der abgelegen in einer Hütte in einer marschähnlichen Landschaft lebt, ein höchst verdächtiger Todesfall und ein Prozess, in dem die Jury über den jungen Menschen befindet, der unter Mordverdacht steht. Nein, auch wenn das Cover genauso wie die Synopse viel Erinnerungen an Delia Owens Bestsellererfolg "Der Gesang der Flusskrebse" weckt, ist es nicht dieses Buch, sondern "Middletide - Was die Gezeiten verbergen" von Sarah Crouch. Darin erzählt sie vom jungen Elijah Leith, der unter Mordverdacht gerät, als seine ehemalige Partnerin, eine Ärztin, tot aufgefunden wird. Zwar weisen die Spuren auf Suizid hin, doch die Ermittler werden misstrauisch, da einige Spuren auch auf einen Mord hinweisen könnten. Zudem gibt es ein besonders stark belastendes Indiz gegen Elijah. Das Vorgehen bei diesem potenziellen Mord ist fast deckungsgleich mit den Beschreibungen im Roman Middletide. Und den hat vor ein paar Jahren ausgerechnet Elijah selbst verfasst. So ist für die Behörden klar - Elijah ist mordverdächtig und muss vor ein Gericht mit einer Jury gestellt werden... Sarah Crouch hat einen Roman geschrieben, in dem die Gedanken rasen und verliebte Figuren voreinander im Regen stehen, während Wassertröpfchen von den Blättern abperlen und auf das Paar herabfallen, während sich diese in die Augen schauen (S. 157). Die Dialoge sind leider kitschig bis peinlich. So flüster man sich etwa Folgendes zu: "Bitte verlass mich nicht wieder", flüsterte er in ihr Haar. "Ich bin nicht stark genug." Sie atmete aus, und ihr Körper wurde ganz weich. (S. 283) Die Figuren von den Verliebten Elijah und seiner Nakita, einem Mädchen aus dem benachbarten Reservat im Nordwesten der USA bis hin zur Figure des Reverend, der mit Bibelsprüchen den verlorenen Sohn Elijah verteidigt, sie alle sind eher Klischees und Abziehfiguren, als über wirkliche Tiefe und innere Spannkraft zu verfügen. Alles hier ist recht leicht und seicht, in Teilen vorhersehbar und nicht besonders schlüssig vorgetragen. Gegen die Naturschilderungen und Plotentwicklung einer Delia Owens nimmt sich dieser Klon leider recht farblos und uninspiriert aus, mag das Cover dagegen noch so farbenfroh strahlen. Ich bin nicht überzeugt!