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auserlesenes

Posted on 25.1.2025

Willi, ein kleiner Widder, lebt mit seiner Familie inmitten seiner Schafherde. Doch nicht immer geht es harmonisch zu, denn besonders an den Tagen, an denen seine Hörner wachsen, möchte er alles alleine bestimmen. Damit macht er viel Ärger. Nun trifft Widder Willi auf den kleinen Steinbock Hörnchen, der ebenfalls ständig aneckt… „Widder Willi will aber!“ ist ein Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren. Die Gestaltung des Bilderbuchs ist herzallerliebst. Mit viel Liebe und einem Auge fürs Detail, zugleich modern und passend für die Altersgruppe sind die Zeichnungen von Marta Balmaseda. Sie nehmen teilweise eine Doppelseite, teilweise eine ganze Seite und teilweise weniger Platz ein. Das sorgt für Abwechslung. Protagonisten der Geschichte sind vor allem Widder Willi und der kleine Steinbock Hörnchen. Zwei niedliche Figuren. In sprachlicher Hinsicht ist das Bilderbuch herausragend. Witzige Wortspiele („Keinbock“) erschließen sich bereits den Kleinen. Zudem werden einige Redewendungen aufgegriffen, sodass das Buch sprachförderlich ist. Die Texte von Romy Pohl sind nämlich so formuliert, dass sie perfekt an die Sprachkenntnisse der Altersgruppe anknüpfen. Auf den rund 30 Seiten lässt sich die Geschichte auch ohne größere Erklärungen selbst für kleine Kinder prima nachvollziehen. Mehrere lustige Szenen sorgen für Vorlesespaß und gute Unterhaltung. Das Thema Trotzphase beziehungsweise Autonomiephase finde ich interessant für die Altersgruppe. Dass der kleine Widder trotzig und aufmüpfig ist, kommt sehr gut zum Ausdruck. Leider hat mich die weitere Umsetzung des Themas nicht überzeugt. Es werden keinerlei Strategien angedeutet, wie sich mit der Trotzigkeit sinnvoll umgehen lässt, wie Kompromisse aussehen könnten und warum Grenzen und Regeln manchmal notwendig sind. Das witzige Herumalbern mit dem Steinbock ist bloße Ablenkung und lässt sich leider nicht auf den Alltag von kleinen Kindern übertragen. Das Versprechen, dass das Buch dabei hilft, die anstrengende Zeit zu meistern, wird nicht eingelöst. An diesem Punkt verschenkt die Geschichte bedauerlicherweise viel Potenzial. Der gerade erst erschienene Nachfolgeband lässt diesbezüglich allerdings hoffen. Mein Fazit: „Widder Willi will aber!“ ist ein witziges und unterhaltsames Bilderbuch. In pädagogischer Hinsicht besteht jedoch noch etwas Luft nach oben.

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