
dajobama
Sing mir vom Tod – Ivy Pochoda Florida und Dios sind zwei Frauen, die während der Corona-Pandemie auf Bewährung aus dem Gefängnis in Arizona freigelassen werden. Anstatt sich an ihre Bewährungsauflagen zu halten und erst einmal in Quarantäne zu gehen, machen sich beide auf den Weg nach Los Angeles. Es ist Floridas Heimat, soweit also nachvollziehbar. Dios jedoch verfolgt sie, um Jagd auf sie zu machen. Und hier beginnen schon meine Probleme mit dieser Geschichte. Das Motiv hierfür ist für mich nämlich viel zu schwach, außer man gesteht sich schon recht früh ein, dass man es mit einer Verrückten/Besessenen zu tun hat. Zu Beginn dieses Thrillers befinden die Frauen sich noch im Gefängnis. Die Zustände und der Alltag an diesem Ort werden sehr realistisch beschrieben. Insbesondere Dios fällt bereits hier durch ihre Gewaltbereitschaft auf, Florida verhält sich eher unauffällig. Von Dios' Herkunft erfahren wir kaum etwas, Florida dagegen stammt aus einem reichen Elternhaus. Ab der Hälfte der Geschichte kommt noch Detective Lobos hinzu, auch sie eine gewaltbereite Frau. Geschrieben ist diese Geschichte ganz wunderbar. Man kann die Figuren regelrecht vor sich sehen und alles ist sehr atmosphärisch beschrieben. Insbesondere auch die Wohnsituation in Los Angeles und die Probleme dort, fand ich sehr interessant. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Message hinter dieser Geschichte überhaupt verstanden habe, bzw. ob ich damit einverstanden bin. Für mich blieben da dann zu viele Fragezeichen. Im Prinzip sind es drei Protagonistinnen: Dios, Florida und Lobos. Alle drei haben hohes Gewaltpotential. Nun stellt sich mir die Frage, woher kommt das? Ist es so, wie der Klappentext verrät, „dass Dunkelheit auch in Frauen lebt“? Auffällig ist noch, dass alle drei Frauen extrem negative Erfahrungen mit Männern gemacht haben (körperliche Gewalt, auch sexualisiert). Sind es Taten aus generalisierter Rache, als Statement, als „Machtdemonstration einer Frau, die gesehen werden will“? Soll das eine Art von gewaltbereitem Feminismus sein? Sauer aufgestoßen hat mir auch, dass beinahe sämtliche Männer, die in dieser Geschichte auftauchen, absolut und von Grund auf böse sind (eine Ausnahme scheint hier nur Lobos' armer Kollege Easton zu sein) und es scheinbar gar nicht anders verdient haben, von diesen Amazonen dahingemeuchelt zu werden. Ich fand die ganze Sache schon sehr schwarzweiß gezeichnet. Klar, es ist spannend geschrieben und wenn man es schafft, nicht weiter darüber nachzudenken, ist es sicherlich eine unterhaltsame Lektüre. Meins ist das aber nicht. 2 Sterne.