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Posted on 21.1.2025

Manchmal stolpert man über einen Buchtitel, der so charmant und witzig ist, dass man einfach zugreifen muss – so ging es mir bei Anika Deckers Roman Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben. Und was soll ich sagen? Es hat SEHR überzeugt. Die Geschichte dreht sich um Nina, eine fast 50-jährige, geschiedene Mutter zweier erwachsener Kinder, die nach einer kräftezehrenden Scheidung in einer kleinen Wohnung lebt und einen unterbezahlten Job hat. Mitten in dieses Leben voller Herausforderungen platzt plötzlich David, fast 30, jung, charmant und irgendwie ganz anders. Was folgt, ist eine intensive, mitreißende Liebesgeschichte, die nicht nur Ninas Leben, sondern auch ihre gesamte Familie auf den Kopf stellt. Die Ich-Perspektive von Nina hat mich sofort in ihre Welt hineingezogen. Es war, als würde ich einer guten Freundin lauschen, die mir ihr Herz ausschüttet – ehrlich, humorvoll und oft unglaublich berührend. Die Kapitel aus den unterschiedlichen Perspektiven (u. a. ihrer Schwester Lena und ihrer Kinder) geben dem Roman eine Vielschichtigkeit in deren immer Nina aus der Ich-Perspektive erzählt, umrahmt von den anderen Stimmen. Man versteht nicht nur Ninas innere Kämpfe, sondern auch die Spannungen und Missverständnisse, die ihre Beziehungen prägen. Dabei wird die Komplexität von Familie und Liebe mit einem warmherzigen, manchmal scharfzüngigen Blick geschildert. Nina ist eine starke Hauptfigur gepaart mit ihrer Verletzlichkeit, macht sie das so unglaublich menschlich. Ihre Unsicherheiten in der Beziehung mit einem jüngeren Mann, der Druck der gesellschaftlichen Erwartungen und die Herausforderungen, sich selbst treu zu bleiben, wurden toll erzählt. Gleichzeitig ist es großartig, dass sie den Mut hat, noch einmal ganz neu zu lieben – mit all der Intensität und dem Chaos, das dazugehört. Egal was die Konventionen sagen. Der Schauplatz in der Filmbranche verleiht der Geschichte zusätzlichen Reiz. Decker, die selbst aus dieser Welt kommt, beschreibt die patriarchalen Strukturen und die oft toxische Dynamik so glaubwürdig, dass ich mich mitten in diesem Spannungsfeld wiedergefunden habe. Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben ist ein Roman, der sich nicht scheut, große Themen wie Liebe, Verlust, Familienbande und Selbstfindung anzupacken – und das auf eine unverschämt unterhaltsame Weise. Ich habe gelacht und mitgefühlt. Besonders der Mix aus scharfem Humor, emotionaler Tiefe und authentischen Figuren macht das Buch zu einem echten Highlight. Für mich ist es ein Buch, das zeigt, dass Glück und Liebe keine Altersgrenze kennen – und dass wir uns manchmal trauen müssen, das Leben einfach zu genießen. Absolute Leseempfehlung!

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