Marius
Nach "Diese Frauen" gibt es nun nach vier Jahren Nachschub von Ivy Pochoda. Wie schon im letzten Roman der US-Amerikanerin ist auch hier Los Angeles der Handlungsort - beziehungsweise das Ziel von Florence "Florida" Baum, wohin sie unbedingt wieder gelangen will. Doch dieses Ziel liegt zunächst noch in weiter Ferne, schließlich befindet sich Florida an einem Ort, von dem man schlechterdings wegkommt: ein Gefängnis für straffällig gewordene Frauen in Arizona. Dort wird sie aber schon bald entlassen. Denn nicht nur, dass die Gefängnisse voll sind und die Lage angespannt - auch befinden wir uns im Jahr 2020 und die Corona-Pandemie nimmt ihren Lauf, weshalb der Staat keine Überbelegung der Gfängnisse riskieren will und Gefangene vorzeitig auf Bewährung freilässt. Von der Meldepflicht in Arizona lässt sich Florida nicht lange aufhalten und machtsich auf den Weg Richtung Los Angeles, wohin es sie mit aller Kraft zieht. Den Weg dorthin bestreitet sie allerdings nicht alleine. Denn auch ihre Nemesis Dios Sandoval wurde vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und klemmt sich nun hinter die Fährte ihrer Ex-Mitinsassin. Dios fiel nicht nur durch besondere Brutalität im Frauengefängnis auf - auch hat sie mit Florida eine Rechnung offen und will Florida zu einem Bekenntnis zwingen. Dieser nachtschwarze Roadtrip in den Süden der USA wird von Ivy Pochoda durch eine dritte Hauptperspektive ergänzt, nämlich die der Ermittlerin Lobos, die in Los Angeles bei Ermittlungen über die Auswirkungen des Kampfs zwischen Dios und Florida stolpert. Diese drei Frauen, ihr Verhältnis zu Gewalt und die fiebrige Stimmung in der pandemiegebeutelten Großstadt Los Angeles, all das läuft auf ein ikonisches High Noon auf dem Olympic Boulevard hinaus. Abwechslungsreich, nachtschwarz und gewaltgesättigt, aus unterschiedlichen Ich-Perspektiven montiert ist "Sing mir vom Tod" die Ballade eines Duells zweier Frauen, die sich doch vielleicht näher sind, als sie es wahrhaben wollen und das irgendwo zwischen "Orange is the new black" und einem Western angesiedelt ist.
