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Chief Propaganda Officer

Posted on 19.1.2025

#saytheirnames Polly, Annie, Elizabeth, Catherine und Mary-Jane. Diese fünf Frauen werden als die kanonischen Fünf bezeichnet und damit als die "wahren" Opfer von Jack the Ripper. Und das war's. Während über diesen kranken Mörder unendliche Bücher, Filme, Graphic Novels, Lieder, Spiele - wasauchimmer - existieren, kennt fast niemand ihre Opfer. Und da sie bereits im "Herbst des Schreckens" 1888 von den Zeitungen als Prostituierte gebrandmarkt wurden, ist diese Meinung über mehr als einhundertdreißig Jahre einfach übernommen worden, ohne auch nur einmal an dieser Aussage zu zweifeln. Ich nehme mich da nicht aus. Hallie Rubenhold jedoch hinterfragt. Wer einen reißerischen Bericht über den Ripper selbst, seine Taten oder grelle Beschreibungen der Verstümmelungen erwartet, wird von diesem Buch enttäuscht werden. Wen jedoch wirklich die Opfer interessieren, bekommt hier einen ausführlichen Einblick. Und wenn wir ehrlich sind, ist die Zusammenfassung der Leben oder überhaupt DES Lebens im viktorianischen Zeitalter abseits aller Hollywoodrosawölkchen beinahe härter beim Lesen zu ertragen als alles, was der Ripper diesen Frauen antun konnte. Ich habe für das Buch Wochen gebraucht, weil ich es immer wieder weglegen musste. Wie Frauen aus den ärmsten Schichten damals gelebt haben, war so furchtbar, dass - und hier kommt das Perfide bei der Lektüre - ich schon fast immer aufatmete, wenn der Tag des Mordes kam. Diese Frauen hatten bis dahin alles erlebt, was Männer ihnen antun konnten. Oder was männlich geprägte Gesetze und Moralvorstellungen ihnen aufzwangen. Wenn man das liest und ganz besonders in der heutigen Zeit, wo so vieles darauf hindeutet, dass wir uns eher wieder in diese Richtung bewegen, kann man es nur mit der Angst zu tun bekommen. Lasst uns am besten den Täter vergessen und stattdessen der Opfer gedenken: #saytheirnames Polly, Annie, Elizabeth, Catherine und Mary-Jane.

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