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Viele kennen Daniel Glattauer und haben schon sehnsüchtig jahrelang auf den nächsten Roman gewartet. Sein großer Erfolg von 2006 stellte sich aus meiner Betrachtung nicht noch einmal ein und daher sind doch viele Fans schwer zu überzeugen von neuen Texten. Und stellt euch vor, ich kenne bisher kein einziges seiner Bücher, auch wenn „Gut gegen Nordwind“ schon seit Ewigkeiten auf meinem SUB liegt. Daher ging ich eher unvoreingenommen an diesen Roman heran. Catrin Meyr, keine junge und auch keine alte Frau, hat ein Talent, Menschen aus ihrer Komfortzone zu locken – ob sie es wollen oder nicht. Auf einer Zugfahrt von Wien nach München begegnet sie Eduard Brünhofer, einem gefeierten Liebesromanautor, der mittlerweile von seiner eigenen Karriere und dem Thema Liebe ziemlich ernüchtert ist. Eduard, lange verheiratet mit seiner Frau Gina, ist auf dem Weg zu einem unangenehmen beruflichen Termin, der ihn noch weniger in Plauderlaune versetzt. Doch Catrin denkt gar nicht daran, sich zurückzuhalten. Mit einer Mischung aus scharfer Neugier und schonungsloser Offenheit stellt sie Eduard neugierige Fragen über Langzeitbeziehungen, Liebe und das Leben – Themen, die für den Autor inzwischen alles andere als einfach sind. Er ist erst mächtig genervt und hofft sie schnell loszuwerden, aber Pech gehabt, sie muss auch nach München! Und nicht nur das – sie drängt ihn in Gespräche, die ihn an Grenzen bringen. Gut fand ich den Aufbau des Buches: Jede Station der Zugfahrt bildet ein Kapitel, was der Geschichte eine klare Struktur und einen Art cineastischen Verlauf gibt. Diess Gespräch im Zug von Wien nach München ist witzig, tiefgründig und manchmal auch bittersüß. Beide sehr unterschiedlich was das Gespräch interessant macht. Sie eher traurig und pessimistisch, er hingegen clever und warm. So entsteht Spannung und Reibung zwischen den Charakteren. Leicht geschrieben, plätschert es dann doch an der ein und anderen Stelle so vor sich hin. Aber das passt zu einer Zugfahrt, die kann auch Längen haben. Insgesamt hat es sich gut gelesen. Der Schluss, ja, debatierbar, aber für mich eine nette Lektüre mit ihren knapp 200 Seiten.