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sursulapitschi

Posted on 14.1.2025

Anschaulicher Geschichtsunterricht mit einigem Kitsch Die frühe Geschichte Großbritanniens ist kompliziert. 1197 leben die Briten in Wales, die Normannen im restlichen Teil der Insel und werden Freinc genannt, Angeln und Sachsen sind auch irgendwo. Die Normannen haben schon lange das Land erobert und empfinden sich als Briten, die Waliser sehen das anders, sehen sich als die wahren Briten und wollen noch immer ihr Land von der Fremdherrschaft befreien. Überall gibt es immer wieder Kämpfe, Burgen, Titel und Ländereien gehen hin und her, Fürsten, Söhne, Töchter werden als Geiseln beim Feind untergebracht oder zur Festigung der Beziehungen verheiratet. Nur scheint das alles nicht viel zu nützen und die Beziehungen nur noch kompliziertet zu machen. Das erklärt einem dieses Buch wunderbar plastisch und ich bin sehr beeindruckt von der Rechercheleistung. Ich bin dem Geschehen jetzt etwa 15 Jahre lang gefolgt, war aber knapp davor, den Faden zu verlieren, Freund und Feind wechseln ständig und die immer gleichen Namen werden von Generation zu Generation weitergegeben. Wer will da durchsteigen? Wir erleben diese Situation zusammen mit der Fürstentochter Gwenllian, der Tochter des letzten „wahren“ britischen Königs, die am Anfang des Buches gerade mal 14 Jahre alt ist und schon verschachert werden soll. Leider bin ich mit ihr so gar nicht warm geworden. Sie ist natürlich schön, mutig, eigenwillig und kann sich behaupten. Wo immer es nötig ist, sagt sie unerschrocken ihre Meinung, andererseits ist sie auch unglaublich labil. Immerzu versagen ihr die Beine, fühlt sie ein Krampfen in ihrem Bauch, greift eine Faust nach ihrem Herz, verliert sie den Boden unterihren Füßen, jagen heiße Wellen durch ihren Körper, so dass sie kaum einen Gedanken fassen kann. Es ist schon fast lächerlich, wie eine starke Frau so leicht aus der Fassung zu bringen ist. (Es wird auch mit zunehmendem Alter nicht besser.) Das Hörbuch liest Heike Warmuth tapfer und einfühlsam und macht einen bewundernswerten Job. Das Buch strotzt vor unlesbaren Namen, die auszusprechen an den berühmten Sketch von Loriot erinnert. Das tut sie stoisch ganze 16 Stunden und 20 Minuten lang. Respekt!

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