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schnaeppchenjaegerin

Posted on 12.1.2025

Die gut betuchte Familie Snæberg trifft sich in einem exklusiven Smart-Hotel auf der Halbinsel Snæfellsnes, um den 100. Geburtstag des verstorbenen Familienpatriarchen zu feiern. Einzelne Familienmitglieder sind dem Alkohol stark zugeneigt oder greifen zu härteren Drogen. So manch einen plagt die Vergangenheit, andere haben mit gegenwärtigen Problemen zu kämpfen, die sie mit den anderen nicht teilen möchten. Das Familiengefüge ist geprägt von Eifersüchteleien, Misstrauen, Übergriffen und Geheimnissen. "Verlassen" ist Band 4 der Reihe "Mörderisches Island". Auch wenn sich das Cover optisch bestens in die Krimireihe einfügt, passt der Band inhaltlich weniger dazu. In der Chronologie handelt Band 4 vor den drei anderen Teilen und kann deshalb problemlos als Standalone gelesen werden. Vorkenntnisse aus den anderen Bänden sind nicht nötig, da die Hauptfigur, Polizistin Elma, zu dem Zeitpunkt noch gar nicht in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt ist, um den Dienst dort aufzunehmen. Der vierte Band ist aus wechselnden Perspektiven einiger Familienmitglieder geschrieben, wobei der Partner der Enkelin, die Urenkelin und die Ur-Urenkelin des Patriarchen in den Vordergrund rücken. Daneben gibt es Kapitel aus Sicht der Polizei, die den Fund einer Leiche in der Nähe des Hotels untersuchen. Indizien sprechen dafür, dass es sich bei der abgestürzten Person um keinen Unfall oder Selbstmord, sondern um Mord handelt. Statt dem Todesfall oder den Ermittlungen der Polizei steht die Familie mit ihren kleineren oder größeren Geheimnissen im Vordergrund. Tryggvi macht sich Gedanken um den Alkoholkonsum seiner Frau, während er selbst versucht, trocken zu bleiben. Petra muss sich mit ihren Cousine und ihrem Cousin auseinandersetzen, zu denen sie früher ein sehr enges Verhältnis hatte und Lea ist besorgt über ihre Social Media-Kontakte, denen sie möglicherweise zu viel von sich offenbart hat. Beobachtet wird die Familie von der Hotelangestellten Irma, die die Prominenten aus dem Internet kennt. Die Atmosphäre ist von skandinavischer Melancholie geprägt. Das Novemberwetter ist kalt und stürmisch und niemand scheint das Familientreffen an dem verlängerten Wochenende wirklich zu genießen. Probleme werden mit Alkohol oder mit anderen Rauschmitteln betäubt. Selbst als eine Person vorzeitig abreist und vermisst wird, findet keine wesentliche Kommunikation unter den Familienmitgliedern statt. Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln häufig. Trotz der überwiegend inneren Einsichten und wenig äußerer Handlung bleiben die Figuren undurchsichtig. Es passiert wenig und auch die wenigen Kapitel, die kurze Ausschnitte der polizeilichen Ermittlungen zeigen, können keine Art von Spannung erzeugen. Interessant wird die Geschichte erst auf den letzten 50 Seiten, als die Bedrohung zunimmt und kompromittierende Details der Vergangenheit enthüllt werden. Band 4 ist ein Prequel und der mit Abstand langweiligste Teil der Reihe. Es ist die Schilderung eines Familientreffens problembehafteter Personen, die Geheimnisse bergen und in der eine Tat aus der Vergangenheit plötzlich enthüllt wird und die handelnden Personen zufällig enger verbindet, als gedacht. Es ist kein raffiniertes Konstrukt und kein Kriminalroman, der einen Mordfall und die Ermittlungen dazu spannend in Szene setzt.

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