Chief Propaganda Officer
Vor fünfzig Jahren verschwand die Sonne und seitdem leben die Menschen im Dunkeln,. Jetzt gehen langsam die Vorräte zur Neige und der König lässt aus den Dörfern junge Männer rekrutieren, die von den Rittern im Kampf ausgebildet werden. Sie sollen in die verfluchten Lande reiten, die noch dunkler und schattiger sind als der Rest der Welt und dort Artefakte suchen, um die Sonnengöttin zurückzuholen. Als ihr kranker Bruder mitgenommen werden soll, macht die 18jährige Kiara mit einer Prügelei auf sich aufmerksam und wird als erste Frau überhaupt anstelle ihres Bruders mitgenommen, weil es der gefährliche, ganz in Schwarz gekleidete mysteriöse Kommandant so befiehlt. Doch der König, dem sie dienen, hat eine eigene Agenda, und bevor ihre Ausbildung überhaupt fertig ist, schickt er den Kommandanten, Ki und ein paar andere junge Männer los ... Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber das bestimmt nicht. Ein paar logische Erklärungen hätten mir schon gereicht. Ich meine, wenn die Sonne verschwindet, kühlt die Erde eklatant ab und nach fünfzig Jahren hat die so eine Durchschnittstemperatur von minus 200 Grad oder so? Frieren tut hier aber echt niemand. Und dass es ständig dunkel ist, kommt hier eigentlich auch nur selten zur Sprache und es stört auch niemanden. Und ich bezweifle, dass sich die Menschheit nach ein paar Jahrzehnten schon so angepasst hätte, dass weder Kälte noch ständige Dunkelheit jemanden juckt. Vor allem wird die Nahrung jetzt erst knapp? Wie bauen die überhaupt was an? Keine Sonne, keine Photosynthese, also auch keine nahrhaften Pflanzen, Getreide etc. Gibt's keine nahrhaften Pflanzen, sterben auch die meisten Tiere aus, dafür braucht's keine fünf Jahrzehnte. Aber warum erwarte ich eigentlich in Jugendbüchern noch Logik? Recherchieren ist für Anfänger. Nicht mal Reiten wurde recherchiert, sonst wüsste die Autorin, dass nicht permanent an den Zügeln gezerrt wird, um Pferde (wovon leben die eigentlich?) zum Stehen oder Wenden zu bringen. Und da haben wir noch nicht mal über die Charaktere gesprochen. Dass Ki kämpfen kann, ist logisch, sie hat seit zehn Jahren Kampfunterricht erhalten. Aber sie braucht ansonsten nichts zu machen, lediglich stehen, existieren und atmen, und der Kommandant ist hin und weg von ihr. Er sollte sich auf Instagram anmelden, so insta war seine Love zu ihr. Aber auch die anderen aus ihrer "found family" umschwärmen das Mädel wie Bienen eine Blume. Was man ihr zugute halten kann: Sie begibt sich selbst in Lebensgefahr, um andere zu retten, von daher ist das noch irgendwie okay für mich. Womit ich überhaupt nicht okay bin: Dieser komische Kommandant. Jeder kennt ihn, gefühlt seit 100 Jahren. Ich habe also mit einem Typen wenigstens um die dreißig gerechnet. Er ist der mega gefährliche, dunkle, mit krassem Helm bedeckte Typ, vor dem jeder Angst hat. Stellt sich raus, ist ein neunzehnjähriger Bengel, der statt Aknepickel Schlägernarben hat. Und er behandelt Ki die meiste Zeit gut, ist aber trotzdem kein guter Mensch, egal, wie oft Ki das behauptet. Er tötet in einer Tour für den miesen König, einmal hat er sogar einen Adligen eine Woche lang gefoltert, bis der endlich gestorben ist. Ist nicht so, als hätte der König irgendwas gegen ihn in der Hand: Wollte er, hätte er ihm den Stinkefinger zeigen und sich absetzen können. Hat er nicht gemacht. Ist aber ein so, so guter Mensch. Ob du Lack gesoffen hast, Ki, will ich wissen? Dazu kommt, dass er schon mal in den verfluchten Landen war und weiß, was auf sie zukommt. Hat es aber nicht nötig, irgendwem irgendwas darüber mitzuteilen. Killerspinnen, die gerade einen seiner Männer fressen? Ach, stimmt. Die gab's letztens auch. Oder Nebel, der Hallus auslöst? Ach, wollte ich euch gerade sagen ... Nicht zu vergessen die krassen Kampfszenen in den verfluchten Landen. Mal davon abgesehen, dass die anderen, die im Trupp waren, eh nur als Kanonenfutter dienten (aber wir sind ja so krass found family!): Wer bitte ruft mitten im Kampf den Namen des anderen und lenkt diesen damit ab? Ich sag's ja, die Autorin hat echt von vielen Dingen null Ahnung, sich aber auch nicht die Mühe gemacht, das in irgendeiner Form zu recherchieren. Schade eigentlich. Ich dachte, das könnte eine spannende Geschichte werden. Aber abgesehen von Kis Verhältnis zu ihrem Bruder und der Tatsache, dass der krasse Kommandantenbengel Ki meistens nett behandelt hat, gibt es hier nichts Positives zu vermelden. 1.5/5 Punkten.