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marcello

Posted on 9.1.2025

Beim ersten Band von „Hunting Souls“, der Anfang 2024 erschienen ist, war ich durchaus angetan. Ich mochte vor allem das wilde Durcheinander an übernatürlichen Wesen, so dass es immer etwas zu entdecken gab. Umgekehrt habe ich aber auch mehrfach gedacht, dass etwas mehr Gas der Geschichte gut getan hätte. Dementsprechend hat mich nahezu genau ein Jahr später die Nachricht, dass es ‚nur‘ eine Dilogie wird, regelrecht euphorisiert. Nicht, dass man die von Tina Köpke erschaffene Welt nicht noch länger begleiten könnte, aber es passiert mir leider zu oft, dass drei Bände das Glück der eigenen Ideen doch arg überspannen. Und da Band 1 auf rein inhaltlicher Ebene kein Feuerwerk war, hat sich für mich sofort der Kreis geschlossen, dass die Autorin so mit zwei Bänden einen guten Abschluss finden wird. Das hat sich für mich auch bewahrheitet. Nachdem der Cliffhanger aus Band 1 aufgelöst worden ist, merkte man deutlich, dass es einen klaren Plan gibt. Es wird nichts Neues mehr eingeführt, was hier genau richtig, denn es gab in Band 1 wahrlich genug neu zu erkunden und so war es clever und konsequent mit dem selbst gestalteten Baukasten auch etwas Schönes zu zaubern. Dementsprechend hat sich Ziel klar herausgestellt: wer verwandelt wahllos Menschen in Zombies und mit welchem Ziel und wen wird Katrina laut einer Prophezeiung verlieren? Auch wenn wir für uns als Leser und Katrina und Tate überdeutlich ist, dass sich dahinter etwas verbirgt, ist es für die anderen eher lästig und vielleicht etwas überdramatisch. Das hat zwar stellenweise etwas die Stimmung gekillt, aber umgekehrt hat es dann gesichert, dass Katrina und Tate im Kern auch unabhängig agieren können. Denn während im ersten Band es eigentlich ganz gut auf ihr Alter und ihre Fähigkeiten zugeschnitten war, so übersteigt in Band 2 das Ausmaß eigentlich dessen, was zwei Menschen stemmen können. Und dennoch hätte es der Geschichte geschadet, wenn die beiden Protagonisten auf der Strafbank gelandet wären. Dementsprechend geraten sie doch in einige spannende Situationen und es war auch cool, dass Lyn dabei immer wieder eine Rolle gespielt hat, wenn sich Katrina aus ihrem Beschützerinstinkt heraus damit schwer getan hat. Auch wenn hier der Grat dessen, was für die Erzählung gebraucht wurde, sehr schmal war, so gab es aber eine stilistische Entscheidung, die so nicht hätte sein müssen. Es hat sich eigentlich wie ein Looping wiederholt, dass Köpke ihre Figuren in spannende Situationen schickt, wie im Club oder in der Stadt in dem besonderen Laden zum Gruppentreffen und dann gab es zwar neue Erkenntnisse, aber ich hatte gleich mehrfach den Eindruck, dass nicht alle möglichen Fragen gestellt wurden. Als ob es immer nur ein Häppchen nach dem anderen geben durfte, statt einen Wow-Effekt zu erzeugen, indem einmal richtig was auf den Tisch kommt. Und danach wurden auch immer ruhige Momente zwischen Tate und Katrina zwischengeschoben. Das konnte ich der Autorin zwar gut verzeihen, auch weil das Paar in der Dynamik miteinander sehr gut funktioniert, aber sie hat sich so selbst mit dem eigenen Schwung im Weg gestanden. Umgekehrt will ich positiv nennen, dass Köpke selbstreflexiv über ihre Figuren auch eingebaut hat, dass sie in ihren stillen Momenten zu zweit sich ebenfalls schonmal denken, ob sie überhaupt so ruhig sein dürften, wenn sie doch wissen, was auf sie zukommt. Auch wenn es immer etwas widersprüchlich ist, aber einem apokalyptischen Szenario genau ins Auge blicken zu müssen, das lässt so ruhige Momente vermutlich tatsächlich nochmal ersehnen. Der Showdown ist für mich dann auch das stärkste gewesen. Da hat man richtig gemerkt, dass Köpke losgelassen und alles rausgehauen hat. Die Perspektiven von Katrina und Tate waren da auch gut gegeneinandergesetzt, weil sie sich in der Spannung ergänzt haben. Hier war es also nicht sich selbst ausgebremst, sondern den Schwung mitgenommen. Ich mochte auch extrem, welche Heldenrolle Lyn erhalten hat und da wären wir dann auch bei meiner Einleitung zu der Rezension. Diese erschaffene Welt will man nun wahrlich nicht verlassen, warum also nicht vielleicht ein Spin-Off mit Lyn? Sie hätte es sich 1000% verdient! Aber auch Katrina und Tate haben ihre Momente erhalten und das Ende war mit der Prophezeiung sehr gut aufgelöst. Es war traurig, es war intensiv, aber es war auch der Liebesgeschichte entsprechend dann genau richtig aufgelöst. So konnte ich tatsächlich sehr zufrieden das Kapitel „Hunting Souls“ für mich abschließen. Fazit: Ich habe an einigen stilistischen Entscheidungen nochmal gemerkt, dass Köpkes Dilogie „Hunting Souls“ eher für eine jüngere Zielgruppe gestaltet ist, weil ich erstaunt war, wie oft die Handlung sich selbst ausgebremst hat. Aber dennoch habe ich es sehr genossen, zu dem übernatürlichen Klassentreffen zurückzukehren, Katrina und Tate noch einmal zu begleiten, Lyns Entwicklung zu sehen und dann auch so ein zufriedenes Ende zu bekommen.

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