Profilbild von mabuerele

mabuerele

Posted on 7.1.2025

„...1914 Leuwen in Belgien. Friedrich Stein hatte die übliche Studienzeit schon um zwei Jahre überschritten. Statt zu lernen, trieb er sich lieber mit Freunden aus der Burschenschaft herum..“ Mit diesen Zeilen beginnt ein fesselnder und sehr gut recherchierter Roman. Der Schriftstil lässt sich flott lesen, fordert aber stellenweise ein aufmerksames Mitdenken. Friedrich muss dringend eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Er hofft, dass ihm François, der neben dem Studium in der Bibliothek arbeitet, unter die Arme greift. Dabei stoßen sie auf ein verdecktes Fach. Eines der Bücher nimmt Friedrich mit. François weiß nicht, dass in dem Buch ein Brief liegt. Damit setzt er Ereignisse in Gang, die bis in die Gegenwart wirken sollten. Friedrich Stein gibt das Buch zurück, aber nicht den Brief. Wenige Zeit später kommt es zu einem Brand in der Bibliothek. Der Archivar stirbt. Erst 1939 hört François wieder etwas von Stein. „...Aber vielleicht interessiert es dich, dass ich an einem wissenschaftlichen Projekt arbeite, bei dem du in einem Monat so viel verdienst wie ein Archivar im ganzen Jahr. Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, hat Interesse an dir...“ François lehnt ab. Er nimmt allerdings Friedrichs Drohung ernst und wendet scih an die Freimaurer, denn die Ereignisse anno 1914 hatten mit ihnen zu tun. Die organisieren die Ausreise der Familie nach Argentinien. Spannend sind neben der Handlung die im Buch enthaltenen Fakten. Es geht einmal um die Geschichte der Freimaurer, aber auch die Rattenlinie der Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg und der Putsch in Chile spielen eine Rolle. Vordergründig gilt die Suche den verschwundenen Büchern. Das ist es aber nicht allein. Einer der Freimaurer konstatiert: „...Wir hatten nicht erwartet, dass die Nazis so rigoros gegen uns vorgehen. Ebenso hatten wir vermutet, dass sich Teile der katholischen Kirche mit faschistischen Verbrechern gemein machen könnten...“ Im Buch befinden sich viele Fotos von Bildern und Kupferstichen des Papstes Adrian VI. Es ist erstaunlich, was man in Bilder hineininterpretieren kann, wenn man sie nur gut genug und unter den richtigen Blickwinkel anschaut. Mystische Symbole, aber auch geometrische Zusammenhänge werden gekonnt herausgearbeitet. Nicht nur die Freimaurer, ebenfalls andere Logen spielen im Buch eine eher unrühmliche Rolle Geheimdienste spielen gekonnt mit, wenn es ihnen zum Vorteil gereicht. „...Zwei CIA-Mitarbeiter hat man ausgewiesen. So wie ich das sehe, ist ihre Karriere vorbei. Man darf alles machen, solange man dabei nicht erwischt wird...“ Auch die Päpste des 20. Jahrhunderts haben unterschiedliche Leichen im Keller. All das wird zu einer fesselnden Geschichte verwoben, die nicht nur François seine Leben lang begleite, sondern auch Einfluss auf seinen Sohn und seine Enkelin hat. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich zur Umdeutung der biblischen Geschichte meine eigene Meinung habe, die sich nicht mit der des Autors deckt.

zurück nach oben