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Sagota

Posted on 5.1.2025

"Das Haus der Bücher und Schatten" von Kai Meyer (erschienen 2024 im Knaur Verlag; HC, geb. 526 S.) entführt die Leser wiederum ins Graphische Viertel der Bücherstadt Leipzig (1933) und lässt sie an der Reise zweier Lektoren, die miteinander verlobt sind, ins Baltikum (genauer gesagt ins frühere Livland) teilhaben, die teils schaurig und unheimlich ist. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, zum Einen im Jahr 1933 (Leipzig) und zum Anderen 20 Jahre früher, 1913 im Baltikum: In Leipzig wird der Nachtwächter und frühere Kriminalkommissar Cornelius Frey Zeuge eines beabsichtigten Selbstmords: Bei seinem Streifzug durch die Nacht rettet er ein Mädchen, das sich von einer Brücke auf die Gleise eines herannahenden Zugs werfen will. Sie stellt sich mit dem Namen Undine vor, wie sich jedoch später herausstellen sollte, handelte es sich um Emilie Abel. Später lernt man ihre Freundin Leontine kennen und begreift, dass beide ein nicht ungefährliches Leben haben: Emilie wird zusammen mit einem Polizisten namens Josef Zirner in der Nähe der Bibliothek erschossen; wollte sie bei Cornelius um Hilfe bitten? Da dieser wieder in die Reihen des Kriminalkommissariats zurückkehren durfte (und sich beweisen muss unter der neuen NS-Führung), nimmt er sich dieses Falles persönlich an und entdeckt, dass der frühere Kollege Zirner sich eher mit Cold Cases beschäftigen konnte, in dem er sich in den Deckmantel eines überzeugten Nazis hüllte: Zirner versuchte, das spurlose Verschwinden seines Bruders 20 Jahre zuvor aufzuklären: Jonathan Zirner war mit Paula, seiner Verlobten, ins Baltikum aufgebrochen, um das Manuskript eines erfolgreichen Schriftstellers (Aschenbrandt) von dort mitzunehmen; beide kehrten jedoch nie nach Deutschland zurück. Die Handlung 1913 erweist sich als etwas undurchschaubar und auch unheimlich, da das Anwesen "Hundsheide", das der Familie Choriander gehört, Paulas Albträume noch verschlimmern. So sieht sie ein junges Mädchen vor ihrer Kammer, das "sie weinen alle im Keller ohne Treppe" flüstert. Da sie Zugang zu allen Räumen hat und ihr Verlobter sein eigenes Manuskript redigiert, versucht sie, herauszufinden, was es mit diesen Träumen auf sich hat: Dies sollte sich als alles andere als ungefährlich erweisen, für alle Beteiligten im verschneiten 'Haus Hundsheide'. Cornelius Frey versucht nun, die Zusammenhänge zwischen Zirners Ermittlungen im Verborgenen und der Tatsache, dass auf Emilies Arm "Hundsheide" stand, weiterzuverfolgen. Unterstützung hat er dabei von seiner Freundin Felicie und später von Leontine. Jedoch weiß auch diese nicht, wer das 'blaue Buch' von Emilie haben könnte und ob es existiert: Hier könnte der Mörder von Emilie und Josef Zirner genannt sein... Der Roman ist eine sehr gelungene Melange aus historischem Roman (das Erstarken der NS-Diktatur ist spürbar, die Verbrennung unerwünschter Bücher etc.), Kriminalroman und Fantasy, die vor allem im Baltikum als unheimliche Schatten den Handlungsverlauf begleiten. Im letzten Romandrittel zieht die Spannung sehr an und es gibt sowohl 1913 als auch 1933 einen Showdown, der mir persönlich jedoch (Leipziger Erzählstrang) teils zu konstruiert, zu brutal und ein wenig unrealistisch dargestellt war. Dennoch ist dieser weitere Roman, der sich auch um Literatur dreht und um die historische Bücherstadt Leipzig, lesenswert und erhält von mir eine Empfehlung und 4*.

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